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Persönlichkeits-Psychologie (4)

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00:00 Persönlichkeits-Psychologie (4)

00:38 Fortsetzung der Vorlesung

01:12 Eine Einführung in die Persönlichkeitspsychologie

02:27 Klassifikationen der Persönlichkeit

03:16 Der Fähigkeitsbereich

04:05 Einführung in Persönlichkeitsfaktoren

05:11 Grundidee der Persönlichkeitspsychologie

06:02 Eingrenzung von Persönlichkeitseigenschaften

06:51 Beschreibung von Persönlichkeiten

07:31 Deskription und Persönlichkeit

08:11 Ein mühsamer empirischer Prozess

09:06 Theoretische Grundlagen

09:50 Eigenschaften und Kategorien

10:32 Theoretische Grundlage

10:54 Die Sedimentationshypothese

11:23 Die Bedeutung der Sedimentationshypothese

12:10 Die Sedimentationshypothese

12:50 Einführung in die Big Five

13:30 Die Big Five und ihre Dimensionen

14:57 Grundlagen der Big Five

15:52 Unterschiede zwischen Ansätzen

16:15 Erläuterung des lexikalischen Items

17:00 Bipolarität und Persönlichkeitstests

17:28 Unterschiede in der Forschungstradition

18:23 Lexikalischer Ansatz und Fragebogenansatz

19:13 Begrenzung im lexikalischen Ansatz

19:35 Vergleich zwischen lexikalischem und Fragebogenansatz

20:37 Die Theorien von Costa und Macrae

21:12 Die Anfänge der Persönlichkeitsforschung

21:50 Kritische Betrachtung der Fünf-Faktoren-Theorie

22:25 Einführung zu Facettenvarianten

22:51 Facetten im Fragebogen-Ansatz

23:13 Diskussion über Facettenanzahl

23:40 Neopir: Ein verbreiteter Fragebogen

24:36 Lexikalische Facettenvarianten von Herrn Ostendorf

25:38 Namen der Big Five

26:25 Die Bedeutung von Extraversion

27:19 Die Motivation zur Leistung

27:50 Zusammenhänge zwischen Intelligenz und Persönlichkeit

28:32 Kreativität und Intelligenz

29:21 Einführung in die Persönlichkeitspsychologie

30:18 Grundlagen der Diagnostik

30:55 Diagnostikarten in der Psychologie

31:34 Diagnose von psychischen Störungen

31:51 Warnsignale bei Depressionen

32:25 Einführung in die ICD-10

33:11 Kategorial vs. Dimensional: Diagnostik im Fokus

33:36 Einteilung von Persönlichkeitsstörungen

34:27 Untersuchung von Persönlichkeitsstörungen

35:00 Gesunder Bereich der Persönlichkeitspsychologie

35:36 Untersuchung von Persönlichkeitsstörungen

36:38 Impulsivität und Persönlichkeitsmerkmale

37:06 Verständnis für Persönlichkeitsstörungen

37:28 Empathie entwickeln

37:59 Merkmale der paranoiden Persönlichkeitsstörung

38:33 Trenddiagnose: Borderline-Persönlichkeitsstörung

39:21 Empfehlungen für effektives Lernen

40:14 Besprechung der Big Five

41:07 Abschluss der Diskussion

41:44 Hasslichkeit und Pflichtbewusstsein

42:12 Wichtiges Thema in der Diskussion

43:06 Die Grundlagen verstehen

43:18 Rückblick auf Persönlichkeitsbeschreibung

43:56 Unterschiedliche Persönlichkeitstypen

Persönlichkeits-Psychologie (4)

Persönlichkeits-Psychologie (4)

  • Ich begrüße Sie zur Vorlesung Persönlichkeitspsychologie 2.
  • Darf ich Sie bitten, die Lautstärke auf Arbeitsniveau herunterzuschrauben, damit die Kommunikation funktionieren kann?
  • So, das sagt mir jetzt schon viel mehr zu. Vielen Dank.
  • Gibt es organisatorische Fragen von Ihnen vorab, die wir klären sollten, außer der Liste für Nebenfächer, die ich dieses Mal letztmalig rumgeben werde?
  • Das gibt es nicht, okay.
  • Danke.
  • Ja, ist gut.
  • Bitte lassen Sie die Liste für die Personen, die davon betroffen sind, rumgehen.

Fortsetzung der Vorlesung

  • So, dann möchte ich nahtlos anknüpfen an das, was wir beim letzten Mal beendet haben.
  • Wir sind jetzt angekommen in Asendorf, wo wir über Buchkapitel gesprochen haben, genauer gesagt in Kapitel 4, wo es, wenn man so will, um den vielleicht wichtigsten Teil der Persönlichkeitspsychologie geht.
  • Und heute werden wir drei Möglichkeiten kennenlernen, wie wir Persönlichkeiten und ihre Betrachtung sehen können.
  • Und das möchte ich vorab schon gliedernd sagen.
  • Welche drei Möglichkeiten sind das?
  • Das sind zunächst einmal Persönlichkeitsdimensionen.
  • In diesem Kontext werden wir über die Big Five sprechen.

Eine Einführung in die Persönlichkeitspsychologie

  • Wir werden über Persönlichkeitstypen sprechen und auch über Persönlichkeitsstörungen als eine besondere Perspektive, die eigentlich schon zur klinischen Psychologie gehört, aber aufgrund der Tatsache, dass Persönlichkeitsstörungen nicht notwendigerweise Krankheitsbilder sind, sondern eher Persönlichkeitsakzentuierungen. Wir können uns vorstellen, dass die Persönlichkeit auf einer Dimension angeordnet ist.
  • Es gibt den weißen Bereich der Normalpersönlichkeit, dann gibt es den Graubereich der Persönlichkeitsakzentuierungen und dann, wenn Sie so wollen, farblich gesprochen, den schwarzen Bereich, der eindeutig in den Störungsbereich gehört.
  • Weil gesund und krank im Persönlichkeitsbereich manchmal schwer zu differenzieren sind, gibt es diesen Graubereich, die Persönlichkeitsakzentuierung, über die werden wir auch heute sprechen und kennenlernen, welche es gibt und wie sie sich im wahren Leben manifestieren.
  • Aber zunächst einmal der Reihe nach.
  • Sie sehen, das Format hat es heute aus irgendeinem Grund, der mir im Moment noch nicht bekannt ist, etwas verrissen bei den Folien.
  • Sehen Sie mir das nach, es entzieht sich momentan meiner Kenntnis, weshalb das der Fall ist.
  • Wir sprechen heute also über Persönlichkeitsbereiche, und ich habe hier die Asendorpsche Gliederung aufgegriffen.

Klassifikationen der Persönlichkeit

  • Zunächst einmal bei Punkt 1 sehen Sie das: Klassifikationen der Persönlichkeit. Da finden Sie genau diese drei Klassifikationsmöglichkeiten, die die Persönlichkeitspsychologie betreffen, über die wir heute sprechen wollen und die sehr wichtig sind.
  • Nämlich Faktoren, Typen und Störungen. Wie gesagt, klein, und das ist jetzt kein Fehler. Finden Sie dann den Punkt 2 Gestalt und drei Temperamentsmerkmale.
  • Die sind deshalb bewusst von mir so klein gewählt, weil ich den Teil hier in dieser Vorlesung aussparen möchte, da er mir nicht so zentral erscheint wie andere Inhalte.
  • Ich werde jetzt im Folgenden das auswählen, was ich für am allerwichtigsten halte, da wir nicht mehr viele Sitzungen gemeinsam haben, bis dann schon die Klausur ansteht und damit das Semesterende.
  • Das heißt, diese Punkte hier werde ich übergehen.

Der Fähigkeitsbereich

  • Und dann kommen wir zum zweiten ganz großen Bereich, dem Fähigkeitsbereich.
  • Da erinnern Sie sich wieder, da gibt es diese zweigliedrige Struktur, Persönlichkeit im engeren Sinne und Leistungsbereich.
  • Ich hatte häufig gesagt, ein Haus mit zwei Etagen.
  • Das finden Sie hier jetzt wieder.
  • Ich denke, heute werden wir zeitlich kommen, höchstens zu diesem Teil.
  • Beim nächsten Mal hoffentlich dann erschöpfend zum Fähigkeitsbereich.
  • Wenn Sie mich fragen, was wir heute besprechen, ist eines der interessantesten Themen in der Persönlichkeitspsychologie.
  • Mal sehen, ob Sie das auch so sehen werden.
  • Gut, also schauen wir mal zunächst auf die Faktorenebene.
  • Da hatten Sie ja auch eine Hausaufgabe vorzubereiten und die Fragen, die ich Ihnen letztes Mal gestellt habe, möchte ich Ihnen jetzt im Laufe der heutigen Sitzung auch beantworten, gemeinsam mit Ihnen und Ihren Vorerkenntnissen, die Sie gewonnen haben.

Einführung in Persönlichkeitsfaktoren

  • Wir haben zunächst mal, das ist wichtig, bei Persönlichkeitsfaktoren oder Dimensionen, das ist mir gleich, wie Sie es nennen möchten, es ist inhaltsidentisch, also bedeutungsidentisch, das ist eine variablenorientierte Sicht.
  • Es gibt Persönlichkeitsvariablen. Und ich verrate Ihnen nicht zu viel, wenn ich sage, das sind zum Beispiel die Big Five, auf denen sich Menschen unterscheiden.
  • Sie erinnern sich, die Persönlichkeitspsychologie hatte den Gegenstand, interindividuelle Differenzen zu beschreiben, zu erklären und vorherzusagen.
  • Und hier haben wir Variablen gefunden, mit denen die Big Five eine Persönlichkeitsbeschreibung ermöglichen.
  • Das heißt, wir beschreiben Persönlichkeiten hier zunächst anhand von Variablen.
  • Und wie diese gefunden wurden, darauf werden wir im Verlauf dieser Sitzung noch eingehen.
  • Das heißt, wir haben hier das Ziel, wenn wir variablenorientiert Persönlichkeit beschreiben, eine Klassifikation von Eigenschaften vorzunehmen.
  • Bei Persönlichkeitstypen haben wir ein anderes Ziel, deshalb kontrastiere ich das hier schon mal.
  • Ich weise darauf hin, dass es da Unterschiede gibt.

Grundidee der Persönlichkeitspsychologie

  • Die Idee, Reduktion von Eigenschaften auf möglichst wenige statistisch unabhängige Dimensionen, wie zum Beispiel der 16 PFR, der im deutschen Sprachraum von Herrn Schneewen vorgelegt wurde.
  • Das ist die Grundidee, die sich dahinter verbirgt.
  • Also aus einem riesigen Fundus an potenziell persönlichkeitsbeschreibenden, beispielsweise Wörtern im lexikalischen Ansatz, auf den wir gleich noch zu sprechen kommen werden, suche ich die Wesentlichen heraus, indem das eine gewisse einen Reduktionsprozess durchläuft, diese Vielzahl von Variablen.
  • Und das Ganze hat angefangen mit dem lexikalischen Ansatz.
  • Was macht der lexikalische Ansatz?
  • Er hat einen sehr schönen Namen, der sehr treffend das wiedergibt, worum es da eigentlich geht.
  • Es geht zunächst um die Eingrenzung des zu klassifizierenden Bereiches.

Eingrenzung von Persönlichkeitseigenschaften

  • Also, was ist zum Beispiel eine Persönlichkeitseigenschaft, was nicht?
  • Die Idee war, wie man empirisch gestützte Variablen finden kann, anhand derer sich Normalpersönlichkeiten voneinander unterscheiden.
  • Und Sie können sich vorstellen, bevor der lexikalische Ansatz aufkam, gab es unterschiedliche theoretische Vertreter, die gesagt haben, Persönlichkeit setzt sich aus den und den und den Dimensionen zusammen.
  • Häufig war die empirische Befundlage, aber alles andere als überzeugend für diese einzelnen Ansätze.
  • aber alles andere als überzeugend für diese einzelnen Ansätze.
  • Deshalb haben sich rein empirisch arbeitende Persönlichkeitspsychologen, wie zum Beispiel Gordon Allport von der Harvard University, gedacht, wir versuchen jetzt einen Konsens reinzubringen in diese starke Heterogenität der Theorielandschaft, wie sich Normalpersönlichkeiten zusammensetzen.

Beschreibung von Persönlichkeiten

  • Und haben dann beschlossen, okay, wie kann man Persönlichkeiten beschreiben?
  • Nun gut, das kann man sprachlich tun, in erster Linie mit Adjektiven.
  • Da Harvard im US-amerikanischen Sprachraum liegt, haben sie sich das dortige Warwick-Wörterbuch des englischen Sprachraums genommen und 17.953 potenziell eigenschaftsbeschreibende englische Wörter herausgefunden.
  • Und dann müssen Sie sich überlegen, da gibt es verschiedene Wortklassen.
  • Da muss man ein bisschen auswählen.
  • Also, irgendwie kann man nicht mit diesen 17.953 arbeiten.
  • Das ist zu unhandlich.
  • Vermutlich sind auch viele dabei, die redundant, unverständlich, veraltet oder zu wertend sind.

Deskription und Persönlichkeit

  • Und zunächst geht es hier, und das möchte ich Ihnen in Erinnerung rufen, um Deskription.
  • Persönlichkeit, Beschreibung.
  • Es geht nicht darum, Persönlichkeiten zu bewerten.
  • Das heißt, bewertende Wörter müssen schon mal raus.
  • Und zum Beispiel Wörter, die physiologische Erscheinung, das Auftreten betreffend, gehören auch raus.
  • Also Wörter, zum Beispiel mein Lieblingsbeispiel, weil unterhaltsam, sexy, gehören nicht mit rein.
  • Das ist auch ein Adjektiv, gehört nicht rein.
  • Oder dickleibig oder alles, was das Aussehen betrifft, gehört nicht rein.
  • So wurden dann zunächst mal Wortklassen, die zu bewerten waren oder nicht zur Persönlichkeit im engeren Sinne geeignet sind, zu beschreiben, schon mal rausgenommen.

Ein mühsamer empirischer Prozess

  • Sie können sich vorstellen, das ist ein jahrelanger, sehr mühsamer Prozess, wo man immer überprüfen muss, anhand von mehreren Experten, gibt es da eine Beurteilerübereinstimmung, sodass man dieses Wort wirklich eliminieren kann.
  • Also, worüber wir hier heute kurz und knapp reden, ist ein sehr langer empirischer Prozess, der enorm aufwendig ist und enorme Motivation als Forscher erfordert, das durchzuziehen.
  • Gut, aber man musste zu einer Reduktion kommen und das hat man dann peu à peu geschafft.
  • Dann auf eine Liste von 4.500, grob gesagt, und die wurde dann faktoranalytisch noch weiter verdichtet.
  • Das heißt, wir haben die Eigenschaftsliste erstellt, die hier in Punkt 2 aufgeführt ist, und wir haben drittens dann die Reduktion der Eigenschaften auf wichtige Dimensionen vorgenommen.
  • Die Idee, die dahinter steckt, welche theoretische Befundlage diesem Vorgehen zugrunde liegt, das ist keine psychologische Theorie, sondern die kommt aus einer Nachbarwissenschaft. Wie heißt die?

Theoretische Grundlagen

  • Das ist auch schon gleich eine Antwort auf eine Frage, die ich Ihnen beim letzten Mal zur Vorbereitung mitgegeben habe.
  • Weshalb sollte ich überhaupt ins Lexikon schauen, wenn ich potenziell persönlichkeitsbeschreibende Eigenschaften finde?
  • Warum sollte ich das tun?
  • Es ist wichtig, dass Sie das verstehen.
  • Darauf gehe ich auch sehr ausführlich in dem Textauszug ein, den ich Ihnen für heute empfohlen habe zu lesen.
  • Welche Vermutung, eine sprachphilosophische Vermutung, oder konkreter gesagt, welche Hypothese liegt diesem Vorgehen zugrunde?

Eigenschaften und Kategorien

  • Also, ich habe halt Eigenschaften, die in der ganzen Gesellschaft empirisch belegt sind, sonst wären sie nicht im Lexikon, und daraus kann ich dann Überbegriffe oder Kategorien bilden, die sich voneinander unterscheiden und von der Basis nach irgendwelchen Eigenschaftsdimensionen kommen, zum Beispiel den Fall, die dann übergeordnet sind.
  • Ja, alles richtig, was Sie sagen.
  • Nur meine Frage zielte jetzt ab auf die Theorie, die dahinter verborgen ist, aus der Nachbardisziplin.

Theoretische Grundlage

  • Was Sie gesagt haben, ist alles richtig, nur ich wollte gerne nur ein Stichwort haben.
  • Wie heißt diese theoretische Grundlage, anhand derer es Sinn macht, im Lexikon zu gucken, ob da potenziell persönlichkeitsbeschreibende Begriffe drin sind?
  • Trotzdem ist das, was Sie sagen, richtig.
  • Wissen Sie es?
  • Richtig.
  • Und wie heißt diese Hypothese?
  • Oh, es steht dahinter, okay.
  • Ich hatte es nicht gesehen.

Die Sedimentationshypothese

  • Das ist die Sedimentationshypothese, natürlich.
  • Und Sie haben das alle gesehen und sich gedacht, warum fragt er das jetzt?
  • Okay, das war der Vorführeffekt.
  • Ja klar, das heißt Sedimentationshypothese.
  • Was sagt die Sedimentationshypothese?
  • Das ist dann vor dem Hintergrund dessen, dass Sie den Begriff kennen, vielleicht die spannendere Frage.
  • Weshalb heißt die so, wie sie heißt?
  • Steht das da auch schon?
  • Nee, gut.
  • Okay, jetzt kommt die wahre Herausforderung, das eben war nur angetäuscht.
  • Bitteschön.

Die Bedeutung der Sedimentationshypothese

  • Perfekt erklärt, vielen Dank.
  • Also, das Absenken. Menschen entwickeln sprachliche Kompetenzen aufgrund dessen, dass sie zum Beispiel im Zusammenleben Wörter für bestimmte Verhaltensweisen entwickeln. In den unterschiedlichen Sprachkulturen setzen sich diese dann gleichsam eines Sediments ab. In einem Wasserglas, wo sie Sand reintun, setzen sie sich ab und gehen in eine Sprachkultur ein.
  • Also, sozusagen in der Sprache spiegeln sich kulturspezifische Erfahrungswerte über Jahrhunderte oder Jahrtausende wider.
  • Und insofern ist es gar nicht so schlecht, mit diesen zunächst, und das ist eine Kritik daran, laienpsychologischen Begriffen zu arbeiten.
  • Aber der Vorteil ist, wenn man sich bewusst ist, dass es zunächst Laienbegriffe sind, dann kann man das besser einordnen.
  • Aber trotzdem ist es natürlich schon potenziell persönlichkeitsbeschreibend.

Die Sedimentationshypothese

  • Also, die Sedimentationshypothese ist eine sprachphilosophische Hypothese, die sich hier die Psychologen zum Nutze gemacht haben.
  • Also, wenn es eine Theorie der Big Five gibt, dann ist es die Sedimentationshypothese.
  • Gut, man hat auf die Art und Weise das Auffinden von Items, den Ausschluss von Wörtern, den Ausschluss von bestimmten Wortklassen, den Ausschluss von schwierigen Wörtern, veralteten Wörtern usw.
  • Die Zahl von 17.953 reduziert sich auf ungefähr 4.500, die einer Faktorenanalyse unterzogen wird, also eine weitere Dimensionsreduktion vorgenommen wird und schließlich zu den Big Five führt.

Einführung in die Big Five

  • Kennen Sie die Big Five?
  • Wir haben mehrfach darüber gesprochen.
  • Jetzt sind das aber, wenn Sie testdiagnostisch vorgehen, für jede Person, dass jede Person dann fünf Werte erhält, nämlich einen für Neurotizismus, einen für Extraversion, einen für Offenheit, einen für Verträglichkeit, einen für Gewissenhaftigkeit.
  • Damit werden die wesentlichen Persönlichkeitsdimensionen diagnostizierbar, wenn Sie einen auf den Big Five basierten Test durchführen.
  • Vorgeben.
  • Wenn man es jetzt ein bisschen genauer haben möchte und nicht nur fünf Variablen für die Beschreibung einer Persönlichkeit hernehmen möchte, dann bietet es sich an oder wäre es vorteilhaft, man hätte Facetten zu diesen breiten Big Five, weil die Big Five breite Konstrukte sind.

Die Big Five und ihre Dimensionen

  • Sie können sich vorstellen, klar, sie müssen es ja auch sein, wenn man aus so vielen Items, nämlich schon nach Reduktion 4.500 und ein paar zerquetschte hat, und man versucht dann fünf übergeordnete Dimensionen aus dieser Fülle an Worten heraus zu isolieren, dann müssen die resultierenden übergeordneten Kategorien, die Big Five, also sehr breite Konstrukte sein.
  • Und es kann ja wünschenswert sein, wenn man diese jetzt unterteilt, und dann kommt man zu der Frage Facetten.
  • Und das war eine Frage, die ich Ihnen beim letzten Mal zur Vorbereitung gestellt hatte.
  • Welche Facetten kann man jetzt auf Grundlage dieses lexikalischen Ansatzes vornehmen?
  • Welche sind Ihnen da bekannt?
  • Darauf gehe ich in meinem Text ein, den ich Ihnen auch zum Download angeboten hatte.
  • Also, Sie sehen schon, ich schaue nochmal hinten dran, der Herr Ostendorf hat damit etwas zu tun.
  • Aber wie lautet der Ansatz, den der Herr Ostendorf verfolgt hat, und was ist die Grundidee dabei gewesen?
  • Weiß niemand im Moment.
  • Dann möchte ich zu einem anderen Punkt vorab kommen, vielleicht kommen Sie dann drauf.

Grundlagen der Big Five

  • Wie sieht das aus? Das ist ganz wichtig. Ich hatte Sie beim letzten Mal gefragt: Auf welchen beiden Ansätzen basieren die Big Five oder das Fünf-Faktoren-Modell?
  • Die Begriffe werden häufig synonym verwendet.
  • Fünf-Faktoren-Modell, bei mir abgekürzt FFM und Big Five.
  • Wenn man ganz haarspalterisch an die Sache rangeht oder sagen wir ganz exakt - haarspalterisch möchte ich noch gar nicht sagen - sind das Fünf-Faktoren-Modell und die Big Five verschiedene Ansätze.
  • Und das kommt daher, dass die Begriffe aus zwei verschiedenen Forschungstraditionen kommen.
  • Wie heißen diese beiden Ansätze zunächst?
  • Auf die sich das Fünf-Faktoren-Modell stützt.
  • Gut, einen Ansatz hatten wir schon gesagt, das ist der lexikalische Ansatz.

Forschungstraditionen

  • Dann fehlt uns noch einer, damit wir auf zwei kommen.
  • Wie heißt der andere?
  • Fragebogenansatz, hervorragend.

Unterschiede zwischen Ansätzen

  • So, und jetzt komme ich her und stelle mich mal blöd und sage, wieso heißt der eine lexikalische Ansatz und der andere heißt Fragebogenansatz, wenn doch beide mit Fragebögen arbeiten?
  • Denn das tun sie.
  • Und das wird häufig nicht verstanden.
  • Beide Ansätze arbeiten mit Fragebögen, aber wie unterscheiden sie sich?
  • Bitte.
  • Ja, alles richtig, was Sie gesagt haben.
  • Nur das Beispiel für ein lexikalisches Item.

Erläuterung des lexikalischen Items

  • Könnten Sie das nochmals präzisieren?
  • Wie sähe ein lexikalisches Item aus?
  • Okay, also steht das in dem Item drin oder steht das oben drüber?
  • Ich bin Punkt, Punkt, Punkt und dann kommen die Dimensionen.
  • Okay, also ja, das ist nicht ganz richtig, aber sonst war alles perfekt.
  • Also der Punkt ist, lexikalisches Item-Material kann zum Beispiel so aussehen, dass Sie sagen: 'Instruktionen an den Probanden, bitte schätzen Sie sich ein auf folgendem Spektrum.'
  • Und dann kommt zum Beispiel offen, verschlossen und dazwischen ist zum Beispiel eine Likert-Skala.
  • Und Sie müssen dann sagen, bin ich eher offen oder bin ich eher verschlossen?
  • Das heißt, das Item-Material ist im lexikalischen Ansatz häufig bipolar.

Bipolarität und Persönlichkeitstests

  • Bipolar heißt, an einem Ende steht etwas und das Gegenteil steht am anderen Ende der Skala, und irgendwo in diesem Spektrum müssen Sie sich durch Ihr Kreuzchen im Fragebogen verorten.
  • Eins wäre zum Beispiel sorgfältig versus nachlässig.
  • Irgendwo in diesem Spektrum setzen Sie Ihr Kreuzchen.
  • Das sind häufig bipolare Items.
  • Die Items bestehen dann wirklich nur aus Adjektiven.
  • Nicht aus Sätzen.
  • Und was Ihre Kommilitonin gesagt hat, war goldrichtig.

Unterschiede in der Forschungstradition

  • Der Unterschied zwischen lexikalischem Ansatz und Fragebogenansatz besteht im Itemmaterial.
  • Der lexikalische Ansatz, und da erinnern sich ja, die sind ja hergegangen, haben das Lexikon genommen und Adjektive rausgezogen, besteht demzufolge nur aus Adjektiven, die häufig bipolar, wie eben gesagt, angeordnet sind.
  • Das heißt, die Items sind Adjektive.
  • Wohingegen der Fragebogenansatz, der auch mit Fragebögen, die man ankreuzt, arbeitet, nimmt Items her, die aus ganzen Sätzen bestehen, wie zum Beispiel: 'Ich gehe gerne auf Partys'.
  • Und dann kann ich sagen: 'Okay, starke Ablehnung ist starke Zustimmung', zum Beispiel, wie es im Neopäer umgesetzt ist.
  • Das Itemmaterial sind insofern Sätze.
  • Ja, jetzt denken Sie: 'Okay, naja, so groß ist der Unterschied nicht'.
  • Der Unterschied ist theoretisch deshalb relevant, weil es zwei verschiedene Forschungstraditionen sind.

Lexikalischer Ansatz und Fragebogenansatz

  • Die lexikalischen Ansatzvertreter haben immer gesagt, wir nehmen einfach nur die Adjektive, nichts, kein Beiwerk, weil aufgrund der Sedimentationshypothese alle Informationen enthalten sind, die wir brauchen, um Persönlichkeiten voneinander unterscheiden zu können.
  • Der Fragebogenansatz sagt hingegen, man kann komplexere Items generieren, wenn man ganze Sätze verwendet.
  • Also, wenn es zum Beispiel heißt, gesprächig versus schweigsam, wäre ein bipolares Item aus dem lexikalischen Ansatz.
  • Dann würden manche Fragebogenansatzvertreter sagen: 'Na gut, ich kann das Item aber komplexer variieren, wenn ich einen Satz daraus mache, indem ich zum Beispiel sage, ich bin schweigsam auf Partys.'
  • Ich kann es auf verschiedene Situationen hin maßschneidern, das Item, weil ich mehr Worte zur Verfügung habe, um auszudrücken, was ich mit diesem Item messen möchte.

Begrenzung im lexikalischen Ansatz

  • Die natürliche Menge an Items ist im lexikalischen Ansatz begrenzt.
  • Sie haben ja nur die Adjektive, die Sie reduziert haben, aus einer Vielzahl von.
  • Sie können nur die nehmen.
  • Im Fragebogenansatz können Sie potenziell unendlich viele Items generieren, indem Sie einfach die Sätze variieren, aus denen die Items bestehen.

Vergleich zwischen lexikalischem und Fragebogenansatz

  • Okay, das heißt, sowohl lexikalischer Ansatz als auch Fragebogenansatz arbeiten beide mit Fragebögen, wo man ein Kreuzchen setzt, aber das Item-Material unterscheidet sich und die Theorie, die dahinter liegt, unterscheidet sich auch.
  • Denn wir hatten gesagt, Sedimentationshypothese für den lexikalischen Ansatz.
  • Wie lautet eine Theorie, die man post hoc generiert hat, für den Fragebogenansatz und das Fünf-Faktoren-Modell?
  • Wie lautet diese Theorie?
  • Fünf-Faktoren-Theorie.
  • Jetzt ist es so, die lexikalischen Ansatzleute hatten erst die sprachphilosophische Hypothese der Sedimentation, die Fünf-Faktoren-Modelle, zu denen auch die Fünf-Faktoren-Ansatzleute, zu denen auch die renommierten Forscher Costa und Macrae aus den USA gehören, haben gar keine Theorie gehabt, richtig?

Die Theorien von Costa und Macrae

  • Fragebuchansatz.
  • Macrae.
  • Ich wurde gebeten von den Herrschaften hier vorne, die übersetzen, etwas langsamer zu reden.
  • Das fällt mir einigermaßen schwer, weil sich da gewisse Gewohnheiten festgesetzt haben, aber ich bin bemüht.
  • Costa und McRae sind Vertreter des Fragebogenansatzes. Sie haben auch den Test NEO-PIR entwickelt, über den wir heute noch sprechen werden. Warum heißt der NEO-PIR zunächst?
  • NEO bedeutet zunächst neu, wissen Sie, neu ist immer gut, besonders in Amerika. PI steht für Personality Inventory und R für revised, überarbeitet.

Die Anfänge der Persönlichkeitsforschung

  • Sie hatten zunächst nur einen Persönlichkeitsfragebogen, der drei Dimensionen erfasst hat: N, E, O - Neurotizismus, Extraversion, Offenheit. Daher auch der Name.
  • Dann kamen aber die fünf, die Big-Five-Theoretiker, also die lexikalischen Ansatzleute, und haben gesagt, nach unserer Vorgehensweise brauchen wir zur Persönlichkeitsbeschreibung fünf Dimensionen.
  • Und dann haben Costa und Lecrae, die bisher nur drei zu bieten hatten, kamen dann auf die Idee, okay, wir müssen noch zwei Faktoren hinzunehmen, und haben dann noch Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit mit hinzugenommen in ihr Verfahren, sodass das heute auch ein Fünf-Faktoren-Modell-Verfahren ist.
  • Gut.

Kritische Betrachtung der Fünf-Faktoren-Theorie

  • Zu der Wertigkeit, dass man zunächst empirisch arbeitet, wie Costa und Macrae es getan haben, und dann eine Theorie nachschiebt post hoc, nämlich die Fünf-Faktoren-Theorie, kann man durchaus kritisch stehen.
  • Okay?
  • Was genau die Fünf-Faktoren-Theorie aussagt, das bitte ich Sie eigenständig nachzulesen.
  • Wichtig ist, post hoc wurde die Theorie nachgeschoben.
  • Das Ganze ist wissenschaftstheoretisch als solches nicht besonders überzeugend, aber es heißt nicht notwendigerweise, dass die Fünf-Faktoren-Theorie nicht interessante Ansätze beinhaltet.
  • Okay, gut.

Einführung zu Facettenvarianten

  • Jetzt Facettenvarianten.
  • Welche Facetten-Varianten-Ansätze gibt es jetzt in den beiden Ansätzen?
  • Also im lexikalischen Ansatz, da gibt es etwas von Herrn Ostendorf, und im Fünf-Faktoren-Fragebogen-Ansatz nach Costa und McCrae?
  • Welche Facetten gibt es?

Facetten im Fragebogen-Ansatz

  • Gut, welche Facetten kommen aus dem Fragebogen-Ansatz?
  • Das ist zunächst einmal die einfachere Frage.
  • Oder sagen wir, wie viele Facetten postulieren Costa und Macrae?
    1. 18.
  • 18?
  • Wie kommen Sie auf die Zahl 18?
  • Sie stimmt nicht, das kann ich schon vorweg schicken.
  • Aber ich würde gerne wissen, wie Sie auf 18 kommen.

Diskussion über Facettenanzahl

  • Sie können alternativ auch einen richtigen Vorschlag machen.
  • Bitteschön.
  • Ich glaube, für jeden Big Five gibt es sechs Unterfacetten.
  • Gibt es sechs Unterfacetten?
  • Das macht nach Adam Riese…
    1. 30.
  • 30, okay.
  • Also nicht 18, okay.
  • Also 30 Unterfacetten.
  • Das Schöne ist, die konzeptionell sehr breiten Konstrukte der Big Five werden handhabbarer gemacht durch eine differenziertere Diagnostik über Facetten.

Neopir: Ein verbreiteter Fragebogen

  • Deshalb ist der Neo PIR mittlerweile auch einer der verbreitetsten Fragebogen in Forschung und Praxis.
  • Es gibt gewisse Vorteile, wenn man Subkonstrukte hat, also Facetten zu breiten Konstrukten, auch aus methodischen Gründen.
  • Man kann nämlich breite Konstrukte im Kriterium leichter vorhersagen mit breiten Prädiktoren und Testergebnisse oder Testskalen sind häufig Prädiktoren für etwas anderes.
  • Wir haben im Kontext von von Kriteriumsvalidierung darüber gesprochen.
  • Und man kann kleine Konstrukte als Kriterien in Analogie dazu auch durch kleine Prädiktoren, will sagen, kleinere Testkonstrukte besser vorhersagen.
  • Deshalb ist es gut, wenn ein Test beides anbietet.
  • Ein breites Gesamtkonstrukt, zum Beispiel Neurodizismus, oder aber auch sechs Facetten alternativ.
  • Man hat eine größere Auswahlmöglichkeit.
  • Das ist schön für Wissenschaftler und Praktiker.
  • Gut, also es gibt 30 Facetten zu dem Big Five.
  • Im Neopr gehört zum Fragebogenansatz.

Lexikalische Facettenvarianten von Herrn Ostendorf

  • Auf der Seite, welche lexikalischen Facettenvarianten gibt es vom Herrn Ostendorf?
  • Es gibt eigentlich zwei Modelle.
  • Ich schaue mal ganz hilflos zu Ihnen.
  • Wissen Sie es vielleicht auch?
  • Ich habe den Eindruck, Sie sind fast die einzige Person, die sich kundig gemacht hat im Vorfeld.
  • Deshalb sind Sie heute mein Rettungsanker.
  • Vielleicht noch jemand anders, der sich kundig gemacht hat.
  • Also diese Inhalte, die wir jetzt besprechen, sind sehr, sehr wichtig.
  • Sowohl für die Persönlichkeitspsychologie als solche und ihr Verständnis davon als auch für die Klausur.
  • Das möchte ich schon ganz klar sagen.
  • Bitteschön.
  • Das war nicht an mich gemeldet, okay.
  • Ja, also wenn Sie es nicht wissen müssen, müssen Sie es nochmal nachlesen.
  • Da kommen Sie nicht drum rum.
  • Das ist extrem wichtig.
  • Das steht ganz glasklar im Text.
  • Wenn Sie den gelesen haben, wüssten Sie es.
  • Also ich verrate es Ihnen an jetziger Stelle nicht.
  • Das ist Ihr Job.
  • Also ich hoffe, dass Sie das auf die Kette kriegen bis zur Klausur, weil das reicht nicht, was einige von Ihnen jetzt hier präsentieren.
  • So, nochmal zu den Big Five zurück.

Namen der Big Five

  • Die haben unterschiedliche Namen bekommen von verschiedenen Forschern.
  • Sie sehen das hier in der Übersicht.
  • Neurotizismus kann man auch belabeln mit emotionaler Instabilität.
  • Oder positiv ausgedrückt, emotionale Ansprechbarkeit.
  • Es wurde häufig kritisiert, die Big Five klingen manchmal so negativ und klingen so krank.
  • Bei Neurotizismus ist das ganz klar der Fall.
  • Man könnte es emotionale Instabilität auch nennen, positiv formuliert, weil ein Faktor hat ja immer zwei Pole.
  • Emotionale Ansprechbarkeit wäre sozusagen die stärkenorientierte Bezeichnung des Faktors.
  • Untergeordnete Eigenschaften, da können wir auch gleich im Neo-PR nochmal gucken.
  • Nervosität, Ängstlichkeit, Erregbarkeit.
  • Man könnte auch sagen, Sensibilität ist ein Teil von Neurotizismus.

Die Bedeutung von Extraversion

  • Extraversion, die Alternativbezeichnung ist Surgency.
  • Wenn Sie englische Originaltexte lesen, finden Sie manchmal auch Surgency auch in der historischen Literatur zur Extraversion.
  • Extraversion ist eher der modernere Begriff.
  • Früher wurde es häufig Surgency genannt.
  • Geselligkeit, Nichtschüchternheit, Aktivität, weitere Facetten sehen wir auch gleich.
  • Agreeableness heißt häufig auch, Sie sehen das hier, es ist gelabelt mit Verträglichkeit, um es noch klarer zu machen, wie es gemeint ist, kann man es auch als soziale Verträglichkeit betiteln.
  • Also wenn Sie, ich sage häufig nur Verträglichkeit, Aber ich meine damit immer soziale Verträglichkeit.
  • Man kann es auch sagen Liebenswürdigkeit, Facettenwärme, Hilfsbereitschaft, Toleranz.
  • Weitere kommen gleich.

Die Bedeutung von Gewissenhaftigkeit

  • Conscientiousness, Gewissenhaftigkeit, gehört rein.
  • Ordentlichkeit, Beharrlichkeit, Zuverlässigkeit.

Die Motivation zur Leistung

  • Heute Morgen, die Leute, die bei mir im Seminar waren, da gehört auch Leistungsmotivation rein, Leistungsstreben.
  • Was erreichen wollen im Leben, gehört auch im Wesentlichen zur Gewissenhaftigkeit.
  • Und der letzte Faktor, der ist besonders heterogen in der Bezeichnung, da tut man sich schwer, der Offenheitsfaktor, also Offenheit für Erfahrungen, wurde auch häufig Culture bezeichnet oder auch Intellekt.
  • Und da hatte ich Ihnen ja gesagt, das ist der Faktor, der am ehesten korrespondiert in dem Haus der Persönlichkeit mit der Etage Leistung.

Zusammenhänge zwischen Intelligenz und Persönlichkeit

  • Also wenn es Korrelationen zwischen intellektuellen Leistungen gibt und Persönlichkeit im engeren Sinne, zum Beispiel mit einem Fünf-Faktoren-Test gemessen, dann finden diese Zusammenhänge sich über die Wendeltreppe, die beide Etagen miteinander verbindet, wie ich schon gesagt habe, für den Offenheitsfaktor.
  • Deshalb wurde der auch Intellekt und Culture genannt.
  • Und Culture und Intellekt sind natürlich ganz klar bildungsabhängige Sachen und bildungsabhängige Merkmale korrelieren auch mit Intelligenzmaßen.
  • Okay, also die Brücke in den Leistungsbereich, die wir im Rahmen dieser Vorlesungsreihe beim nächsten Mal schlagen wollen, indem wir uns Intelligenzmodelle anschauen, finden Sie am ehesten über den Offenheitsfaktor.

Kreativität und Intelligenz

  • Also Sie sehen das hier, Gefühl für Kunst, Kreativität, Gebildetheit, das sind alles Dinge, die man auch teilweise mit Intelligenz assoziiert.
  • Zum Beispiel ist Kreativität nach moderner Auffassung ein Teil von Intelligenz.
  • Und einen Test, der auch Kreativität erfasst, was sehr schwierig ist, demonstriere ich Ihnen beim nächsten oder beim nächsten Mal.
  • So, und hier kommen wir zu der Facettendarstellung des NeopIR.
  • Ich möchte nicht alle Facetten jetzt im Detail durchgehen oder vorlesen, das wird relativ langatmig, aber Ich weiß oder sagen wir mal, ich glaube zu wissen oder ich vermute, um es vorsichtiger zu formulieren, zum jetzigen Zeitpunkt haben Sie noch nicht richtig verinnerlicht, was diese Facetten bedeuten.

Einführung in die Persönlichkeitspsychologie

  • Und es ist deshalb wichtig, sich das zu vergegenwärtigen, weil wir gleich den Neo PR mit seinen fünf Big Five Skalen und 30 Facetten hernehmen werden und uns anschauen werden, was hat das eigentlich mit Persönlichkeitsstörungen oder sagen wir vorsichtiger mit Persönlichkeitsakzentuierungen zu tun.
  • Denn, Sie wissen, der LeOPR ist im Prinzip ein Persönlichkeitstest für Normalpersönlichkeiten.
  • Jetzt hat man sich aber dafür interessiert, im Rahmen der Forschung zu kategorialer versus dimensionaler Diagnostik, wie sich persönlichkeitsgestörte oder persönlichkeitsakzentuierte Menschen hinsichtlich ihres Profils im Neo-PIER darstellen würden, wenn man diesen potenziell psychisch kranken Personen den Neo-PIER vorgibt.
  • Und dann mal gucken, was kommt dann da raus.
  • Okay, dröseln wir es auf.

Grundlagen der Diagnostik

  • Was heißt dimensionale versus kategoriale Diagnostik?
  • Kategoriale, also Sie wissen, was wir hier machen, ist eine sehr gute Grundlage dafür, was im Hauptstudium in der fachpsychologischen Diagnostik auf Sie zukommt.
  • Ich hatte auch schon darauf hingewiesen, dass Persönlichkeitspsychologie und psychologische Diagnostik eigentlich zusammengehörende Disziplinen sind, die man aber jetzt als Studierender nacheinander absolvieren muss.
  • Aber eigentlich gehören die zusammen.
  • Deshalb hat man die Diagnostik ins Hauptstudium gelegt.
  • Aber wir möchten ja als Persönlichkeitspsychologen auch immer gerne Diagnosen treffen, weil wir Persönlichkeitsprofile von Leuten erstellen möchten.
  • Deshalb gehört die Diagnostikkompetenz auch zu uns als Persönlichkeitspsychologen.

Diagnostikarten in der Psychologie

  • Also es gibt dimensionale und kategoriale Diagnostik.
  • Der Klassiker ist kategoriale Diagnostik und da gibt es die beiden Labels schwarz und weiß, nämlich krank und gesund.
  • Bei manchen Störungen ist es sinnvoll, anzunehmen, oder sagen wir bei manchen Phänomenen, nicht nur bei Störungen ist es sinnvoll anzunehmen, ja oder nein, schwarz oder weiß.
  • Können Sie sich ein psychisches Störungsbild vorstellen, wo es relativ klar ist, ja oder nein.
  • Bitte schön.
  • Schizophrenie beispielsweise.

Diagnose von psychischen Störungen

  • Nach meinem Wissen ist es so, dass man relativ klar diagnostizieren kann, liegt eine Schizophrenie vor oder tut sie es nicht.
  • Wie sieht es zum Beispiel aus bei Depressionen?
  • Bitte schön.
  • Schwieriger.
  • Schwieriger, genau.
  • Da gibt es unterschiedliche Ausprägungsgrade der Depressivität.

Warnsignale bei Depressionen

  • Und für Sie später als Therapeutin, wenn Sie es werden wollen, wird es besonders dann alarmierend, wenn derjenige in selbstschädigendes Verhalten ein bisschen zu Suizidtendenzen gefährdet ist.
  • Aber da kann man sagen, da gibt es so ein bisschen so eine eine Schwierigkeitsleiter oder unterschiedliche Ausprägungsgrade.
  • Also schwarz und weiß wäre wahrscheinlich bei Depression oder bei anderen affektiven Störungen.
  • Depressionen gehören zu affektiven Störungen.
  • Sie wissen, ich sage es vorab, es kommt gleich nochmal, psychische Störungen oder auch körperliche Probleme können klassifiziert werden.

Einführung in die ICD-10

  • Also zum Beispiel anhand des International Classification of Diseases, ICD, aktuelle Version ist 10.
  • Und da gibt es jetzt Buchstaben-Zahlen-Kombinationen.
  • Zum Beispiel könnte sein, Buchstabe A steht meinetwegen für Magen-Darm-Erkrankungen, das ist also dann eher was für Internisten.
  • Und dann kommt eine Ziffer dahinter, sagen wir A35 ist zum Beispiel starke Verdauungsbeschwerden, Reizdarm, was weiß ich.
  • Also jede körperliche und psychische Krankheit, die im Moment aktuell bekannt ist, bekommt eine Buchstaben-Zahlen-Kennzeichnung.
  • Das hat auch damit zu tun, dass man das Abrechnungssystem mit den Krankenkassen so leichter handeln kann.
  • Das gibt es im psychischen Bereich auch.
  • Gut, jetzt was heißt kategorial und dimensional?

Kategorial vs. Dimensional: Diagnostik im Fokus

  • Wir haben gesagt, manche Sachen kann man sinnvoll kategorial diagnostizieren, manche Sachen weniger sinnvoll.
  • Affektive Störungen ist eine Klasse, da gehören Depressionen mit rein.
  • Das ist übrigens mit das häufigste, wo Sie später als Therapeut oder Therapeutin mit zu tun haben werden, affektive Störungen.
  • Persönlichkeitsstörungen ist wiederum eine eigene Klasse, die hat den Buchstaben F und dann 60 und dann gibt es verschiedene Unternummern.

Einteilung von Persönlichkeitsstörungen

  • Also ich weise bewusst darauf hin, ich habe in der letzten Klausur mal nachgefragt, bitte nennen Sie eine Persönlichkeitsstörung und erläutern Sie, wie die sich im Neo-PIER niederschlägt und erläutern Sie auch, welche Probleme diese Menschen, die davon betroffen sind, im alltäglichen Leben haben.
  • Da hat eine Person geschrieben, die Persönlichkeitsstörung, über die ich jetzt in folgenden Auskunft geben möchte, ist Depression.
  • Ich habe dann nicht weitergelesen, weil Depression ist keine Persönlichkeitsstörung, das ist eine andere Klasse.
  • Das ist ein anderes Krankheitsbild.
  • Die können schon komorbide, Komorbidität heißt, ich habe mehrere Störungen, das ist der Klassiker.
  • Aber die Persönlichkeit, der Persönlichkeitsstörungsbereich ist ein ganz anderer Bereich als der affektive Störungsbereich.
  • Und wir reden jetzt hier zunächst nur über den Persönlichkeitsstörungsbereich und das schließt die Brücke zurück zu der dimensionalen Diagnostik.

Untersuchung von Persönlichkeitsstörungen

  • Im Persönlichkeitsstörungsbereich hat man herausgefunden, unter anderem über das Vorgehen, was ich Ihnen eben genannt hatte, wo man Leute mit einer relativ eindeutigen Persönlichkeitsstörungsdiagnose, den für normale Persönlichkeiten bestimmte Neo-PR hat ausfüllen lassen und geschaut hat, was ist diesen Profilen von den meinetwegen narzisstisch Persönlichkeitsgestörten gemein.
  • Und so hat man herausgefunden, wie schlägt sich Narzissmus im Neo-PR nieder.
  • Und so hat man herausgefunden, Persönlichkeitsstörungen kann man besser fassen mit dem dimensionalen Störungsbegriff.
  • gesunden Bereich.

Gesunder Bereich der Persönlichkeitspsychologie

  • Wir reden ja hier in erster Linie bei Persönlichkeitspsychologie über den gesunden Bereich.
  • Es gibt aber einen Graubereich, den nennt man Persönlichkeitsakzentuierungen.
  • Und es gibt dann den relativ klar definierten, wenn Sie so wollen, schwarzen Bereich, das heißt erfüllt die Störungskriterien.
  • Da ist das Störungsausmaß im Vollbild oder annähernd im Vollbild vorhanden.
  • Das heißt Persönlichkeitsstörungen sind häufig dimensional besser zu charakterisieren.
  • Okay, da kommen wir gleich drauf zurück und schauen uns an, wie sich das im Neo-PR niederschlägt.
  • Und was hat das jetzt mit der Folie, die Sie hinter mir sehen, zu tun?
  • Was hat das damit zu tun?

Untersuchung von Persönlichkeitsstörungen

  • Ich möchte gleich mit Ihnen da reingehen und schauen, welche Ausprägungen haben zum Beispiel narzisstisch-persönlichkeitsgestörte oder paranoid-persönlichkeitsgestörte Menschen.
  • Und dann finden Sie charakteristischerweise bei fast allen von diesen die dieses Störungsbild aufweisen, besondere Ausschläge nach oben oder unten in Dimensionen und meistens eher Facetten des Neopier.
  • Und damit Sie das Störungsbild gut verstehen und wissen, wie Sie sich ungefähr vorstellen können, wie sich so eine Person fühlt und was für Probleme im Leben die hat, ist es wichtig, dass Sie wissen, was die Facetten messen sollen, was die Konstrukte aussagen und was sie nicht aussagen.
  • Ja, zum Beispiel hier heißt ein Konstrukt Depression.
  • Jetzt wissen Sie, das Ganze ist natürlich jetzt ein Test für normale.
  • Das heißt, es kann hier nicht das klinische Störungsbild Depression gemeint sein, sondern nur depressive Tendenzen.
  • Ja, das ist noch nicht das Störungsvollbild.
  • Oder was heißt es eigentlich, impulsiv zu sein?

Impulsivität und Persönlichkeitsmerkmale

  • Haben Sie eine Idee?
  • Also ich möchte Ihr integriertes Verständnis fördern.
  • Und ich sage es bewusst hier nochmal, der Neopi, er ist in irgendeiner Form Bestandteil der Klausur.
  • Er ist allerdings nicht Bestandteil in der Form der Klausur, dass ich sage, bitte schreiben Sie die 30 Facetten hin.
  • Diese Aufgabe, die ich gerade genannt habe, fände ich unsinnvoll.
  • Nach meinem Begriff.

Verständnis für Persönlichkeitsstörungen

  • Aber ich möchte schon, dass Sie ein Verständnis entwickeln, zum Beispiel für eine Persönlichkeitsstörung, die Sie besonders interessiert, wie die sich abbildet.
  • im Neo-PER, sozusagen Transferwissen.
  • Ich möchte gerne, dass Sie verstanden haben und nicht nur auswendig gelernt haben.
  • Und wir schauen uns gleich mal an, wie sich verschiedene Persönlichkeitsstörungen im Neo-PER abbilden.

Empathie entwickeln

  • Und dann können Sie, wenn Sie sich anschauen, was bedeutet das Konstrukt im Neo-PER, können Sie ungefähr sich vorstellen, wie diese Person sich fühlen muss.
  • Weil Sie werden merken, wenn Sie die Persönlichkeitsstörungen anschauen, das werden wir ja gleich auch tun, nur die Definition zu wissen, hilft Ihnen relativ wenig weiter, weil Sie kein Gefühl dafür entwickeln, was diese Personen umtreibt.
  • Wir kommen gleich dazu.
  • Aber deshalb ist der Neo-PR hier nochmal mit den Facetten abgebildet.
  • Und hier werbe ich auch wieder sehr dafür, dass Sie sagen, ich bilde mal eine Hypothese.

Merkmale der paranoiden Persönlichkeitsstörung

  • Wie könnte es sein, eine paranoid-persönlichkeitsgestörte Person, was macht die aus?
  • Die ist zum Beispiel sehr misstrauisch.
  • Wenn ich sehr misstrauisch anderen gegenüber bin, wie müsste sich das wahrscheinlich im Neo-PER niederschlagen?
  • Wenn Sie solche Hypothesen bilden und dann gehen Sie vielleicht mal durch und sagen Misstrauen, wo steckt Misstrauen?
  • Misstrauen, Misstrauen, Misstrauen.
  • Ah ok, hier könnte was sein, Vertrauen, wahrscheinlich ist Misstrauen das Gegenteil, also sollte das niedrig sein.
  • Ja, das war relativ einfach, okay.

Trenddiagnose: Borderline-Persönlichkeitsstörung

  • Aber Sie sagen zum Beispiel, in letzter Zeit ist es so ein bisschen so eine Trenddiagnose, Borderline-Persönlichkeitsstörung.
  • Ja, es kommt immer stärker auf.
  • Man weiß nicht warum, ob das Phänomen wirklich zunimmt.
  • Das könnte sein.
  • Es könnte aber auch sein, dass einfach die Tendenz, das zu diagnostizieren, häufiger ist.
  • Also es ist so ein bisschen eine Trenddiagnose geworden, Borderline.
  • Was kennzeichnet Borderline?
  • Ich nehme es mal vorab, emotionale Instabilität.
  • Wie würde wahrscheinlich demzufolge jemand, der Borderline im Vollbild aufweist, jetzt im Neo-PIR auffallen?
  • Stelle ich vorab mal die Frage.

Einführung in die Psychologie

  • Haben Sie eine Idee?
  • Ja.
  • Impulsiv, natürlich, klar.
  • Dann würde man erwarten, Impulsivität, hier die Facette, das ist die Facette N5, also Neurotizismus unter Facette 5, da sollte doch was zu finden sein.

Empfehlungen für effektives Lernen

  • Und diese hypothesenorientierte Vorgehensweise, die möchte ich Ihnen anraten, weil wenn Sie so arbeiten, verinnerlichen Sie die Inhalte und Sie sind schon weit, weit entfernt von diesem stumpfen Auswendigkeitsgelern-Niveau, was Sie sowieso in zwei Wochen, nachdem Sie drei Partys nach der Klausur gefeiert haben, eh nicht mehr wissen.
  • Aber das hier nehmen Sie mit.
  • wenn sie so vorgehen.
  • Also da werbe ich sehr dafür, dass Sie in dieser Form an die Sache rangehen.
  • Und neben der Sache, dass es unheimlich befriedigend und interessant ist, zu merken, dass man sich da einen Wissensfundus erarbeitet hat, ist es auch eine super Grundlage fürs Hauptstudium, wo diese ganzen Sachen noch detaillierter wiederkommen.
  • Sie wissen, in klinischer Psychologie, ich hatte es gerade gesagt, ein Störungsbereich sind Persönlichkeitsstörungen, die kommen natürlich wieder.
  • Viel detaillierter noch mit den ganzen diagnostischen Kriterien.
  • Und wir machen das hier jetzt überblicksartig, aber dieser Überblick ist hervorragend geeignet, Ihnen ein Grundlagenverständnis zu verschaffen.

Besprechung der Big Five

  • So, Beantwortung der Fragen aus der letzten Sitzung zum FFM, die haben wir schon beantwortet, bis auf eine Adjektive für die Big Five aus dem lexikalischen Ansatz.
  • Liefern Sie mir mal ein paar bitte für einen Faktor Ihrer Wahl.
  • Nennen Sie mir doch bitte ein paar für…
  • Sie können es selber sagen.
  • Fünf Adjektive für einen Big Five Faktor Ihrer Wahl.
  • Bitteschön.
  • Ja, alles richtig.
  • Labil.
  • Genau.
  • Okay.
  • Nächster?
  • Dann extraversion, herzlich, aktiv, durchsetzungsstark, gesellig.
  • Auf jeden Fall.
  • Einverstanden.
  • Okay.

Abschluss der Diskussion

  • Können wir dabei belassen.
  • Weiter?
  • Also Sie können es natürlich anlehnen an die Big Five, also an die Neo-PR-Facetten.
  • Sie können es aber auch beziehen auf den Text, den ich Ihnen angeraten hatte zu lesen, wo die wirklich besten Items für die Big Five aus lexikalischer Perspektive drinstehen.
  • Beides ist mir recht.
  • Hauptsache, Sie haben es verstanden.

Eine Wortmeldung

  • Bitte?
  • War das eine Wortmeldung?
  • Ja, ja.
  • originell, künstlerisches Interesse, einfallsreich, fantastisch.
  • Hervorragend.
  • Gehört zu?
  • Richtig.

Hasslichkeit und Pflichtbewusstsein

  • Jetzt haben wir noch zwei zur Auswahl.
  • Ein bisschen Hasslichkeit, ich würde sagen, künstlich, tiefverlässig.
  • Pflichtbewusst, leistungsorientiert.
  • Alles richtig.
  • Jetzt haben wir noch einen.
  • Verträglichkeit, gut fühlen, altruistisch, verständnisvoll, hilflos.
  • Dankeschön.
  • Das ist mir ganz wichtig.

Wichtiges Thema in der Diskussion

  • Die Frage scheint Ihnen vielleicht leicht zu sein, aber ich bestand darauf, das hier zu hören, weil bei der letzten Klausur war eine Aufgabe zu diesem Themenfeld drin, die von ungefähr der Hälfte der Leute mit null Punkten beantwortet wurde.
  • Können Sie das verstehen?
  • Also ich kann es nicht verstehen, aber ich wollte sicher gehen, dass das hier einmal im Plenum komplett besprochen wurde.
  • Ich kann Ihnen berichten, ich habe vor zwei Jahren die Veranstaltung in ähnlicher Form schon mal gehalten.
  • Ich war überrascht, welche basalen Inhalte bei den Studierenden nicht vorhanden waren.
  • Ich war teilweise entsetzt, nicht nur bei den Nebenfächlern, auch bei den Hauptfächlern.
  • Und so basal Ihnen das erscheinen mag, die Basics machen letztlich, ich würde sagen, auch in der Klausur 80 bis 90 Prozent des Erfolges aus.

Die Grundlagen verstehen

  • Deshalb möchte ich, dass Sie die Basics verinnerlichen.
  • Deshalb diese Aufgabe.
  • Gut.
  • Aber jetzt bin ich zufrieden.
  • Ich hatte den Eindruck, dass Sie das verinnerlicht haben.
  • Jetzt können wir zum nächsten Schritt gehen.

Rückblick auf Persönlichkeitsbeschreibung

  • So, jetzt kommen wir, bevor wir zu Störungen kommen, noch zu den Typen, die wir letztes Mal angesprochen haben, nochmal ein kurzer Review davon.
  • Sie wissen, es gibt zur Persönlichkeitsbeschreibung Faktoren, Typen und Störungen.
  • Jetzt sehen wir bei den Typen nochmal kurz.
  • Das Ganze ist jetzt keine variablenorientierte Sicht mehr, sondern eine personorientierte Sicht.
  • Ich schaue jetzt nicht mehr, welche Variablen sind zur Persönlichkeitsbeschreibung da, sondern die habe ich jetzt schon, nämlich die Big Five.
  • Und ich schaue jetzt, welche Persönlichkeitsgruppen, welche Typen gibt es, oder welche Menschen gibt es, ich habe Ihre Wortmeldung gesehen, nehmen Sie gleich gern dran.

Unterschiedliche Persönlichkeitstypen

  • Gibt es so relativ homogene Subgruppen von Persönlichkeiten?
  • Und da möchte ich jetzt Ihre Frage gerne beantworten, wenn ich sie gehört habe.
  • Wir sind ja davon ausgegangen, dass Persönlichkeitseigenschaften zeitlich relativ stabil sein müssen, um überhaupt Persönlichkeitseigenschaften sein zu können.
  • Jetzt bringe ich meine Wegen raus.
  • Ich bin ein Mensch, der relativ extrovertiert und offen für neue Erfahrungen ist, müsste aber jetzt in meinem beruflichen Kontext einfach mehr Gewissenhaftigkeit an den Tag legen, um dort wirklich vorwärts zu kommen.
  • Hat man dann eigentlich Chancen, sich das wirklich anzueignen, in seine Persönlichkeit zu integrieren, solche Seiten zu stärken?
  • Oder ist es doch einigermaßen hoffnungslos, so eine Entscheidung?
  • Okay, das ist eine sehr gewichtige Frage, die Sie stellen.
  • Ich weiß nicht, ob Sie es alle gehört haben.
  • Ich wiederhole es gerne im Kern, so wie ich es verstanden habe.
  • Inwiefern ist Persönlichkeit veränderbar?
  • Zum Beispiel, wenn man gewissenhafter sein müsste in seinem beruflichen Kontext, als man es eigentlich ist?
  • Also die Definition einer Persönlichkeitseigenschaft war ja, sie muss mittelfristig stabil und langfristig veränderbar sein.
  • Das heißt, es geht schon im Kern um mittelfristig stabile Eigenschaften, aber das Fenster, um sich zu verändern, wenn man es möchte, ist nichtsdestotrotz gegeben.
  • Und die Befundlage zeigt, wenn man Normalpersönlichkeiten längsschnittlich untersucht, über ihre Lebensspanne hinweg, dann sind das üblicherweise Personen, die nicht besonders stark selbst an sich arbeiten, sondern einfach, sagen wir mal, in den Tag hineinleben.
  • Da findet man relativ geringe Änderungen.
  • Wenn man aber jetzt zum Beispiel schaut, inwiefern kann sich eine Persönlichkeitsstruktur ändern nach therapeutischen Interventionen, was jetzt eine sehr starke Intervention ist, dann ist schon einiges an Spiel drin.
  • Sie werden kein völlig anderer werden können, aber Sie können ein etwas anderer werden, wenn Sie es möchten oder wenn Ihre Umwelt Sie anders formt.
  • Und deshalb, also sonst wären Persönlichkeitsentwicklungsseminare wären sonst Blödsinn, ne?
  • Es gibt Entwicklungsspielraum.
  • Davon bin ich persönlich fest überzeugt und Studien deuten auch darauf hin.
  • Okay.
  • Gut, also wir haben hier die personenorientierte Sicht.
  • Bei der Typenbetrachtungsweise, wir klassifizieren hier nicht mehr Eigenschaften, sondern ganze Personen.
  • Das heißt, wir wollen eine Beschreibung der Vielfalt der Persönlichkeitsformen durch möglichst wenige Persönlichkeitstypen vornehmen.
  • Und dazu bedienen wir uns des Mittels der Clusteranalyse oder der Q-Faktorenanalyse.
  • Aber die Q-Faktorenanalyse ist eine besondere Art von Faktorenanalyse, die wir jetzt hier nicht näher besprechen können aus zeitlichen Gründen.
  • Der Klassiker ist die Clusteranalyse.
  • Also Sie können sich zum Beispiel vorstellen, das kennen Sie schon, es gibt so in der empirischen Sozialforschung immer wenn Wahlen anstehen, dann schaut man sich an, welche gesellschaftlichen Segmente, das heißt welche Cluster oder Typen von Menschen gibt es in Deutschland und welche Wahlentscheidungen werden die vermutlich treffen.
  • Also sagen wir zum Beispiel Arbeiter, relativ geringes Bildungsniveau wählen wahrscheinlich eher links oder ganz stark eher rechts.
  • Aber in der Regel wählen diese Menschen nicht FDP beispielsweise.
  • Oder gut gebildete Akademiker sind häufig ganz stark im grünen Bereich verortet.
  • Befinden sie häufig in Tübingen zum Beispiel, was ja fast eine reine Studentenstadt ist, da ist sogar der Oberbürgermeister ein Grüner.
  • Das ist ja in München auch nicht denkbar.
  • Also Sie können die sozialen Milieus durch Clusteranalysen abbilden.
  • Also die Milieuforschung funktioniert auch mit Clusteranalysen und das kennen Sie aus den Medien.
  • Und so macht man hier das halt nur mit den Variablen.
  • Hier sind dann halt die Big Five zum Beispiel.
  • Man versucht ähnliche Persönlichkeiten in eine Gruppe, will sagen in einen Cluster, will sagen in einen Typ einzuordnen.
  • Und jetzt finden Sie, die Forschung gibt im Moment her aus methodischen Gründen Im Wesentlichen nur, dass man drei Typen voneinander separieren kann.
  • Das kann natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss sein, weil Sie haben wahrscheinlich auch das Gefühl, dass es mehr als drei Persönlichkeitstypen gibt.
  • Aber das Thema ist methodisch relativ schwierig, weshalb es schwierig ist, diese Cluster, die man findet, mit dem Verfahren auch zu validieren und zu replizieren.
  • Und wenn man das nicht kann, ist es keine empirisch gesicherte Erkenntnis und eventuell ein stichprobenbezogener Befund, Insofern müssen wir im Moment zum jetzigen Forschungsstand gesichert nur mit drei Typen leben.
  • Aber die Forschung ist da in vollem Gange.
  • Es gibt auch jetzt schon ausdifferenziertere Typologien, aber die sind noch nicht gut repliziert und damit validiert.
  • Das heißt, für Sie reichen im Moment aller guten Dinge sind drei, drei Persönlichkeitstypen.
  • Und das sind diese drei, die wir beim letzten Mal schon beschrieben hatten, bezeichnet mit resilient, überkontrolliert und unterkontrolliert.
  • Die Labels sind einigermaßen glücklich, teilweise auch nicht.
  • Wir hatten zum Beispiel, oder Sie vielmehr, hatten darauf hingewiesen, dass der überkontrollierte Typ das Label trägt, obwohl er gar nicht überdurchschnittlich gewissenhaft ist.
  • Das ist überraschend, aber es ist einigermaßen schwierig, das kann ich zur Verteidigung der Autoren sagen, ein gutes Label zu finden für ein Profil, was man clusteranalytisch gefunden hat.
  • Wir haben geendet beim letzten Mal, indem wir uns überlegt haben, das sind Normalpersönlichkeitstypen.
  • Also das ist alles noch das Normalspektrum.
  • Wir sind hier ja noch beim Typenbereich, nicht beim Störungsbereich.
  • Aber wenn Sie jetzt die dimensionale Denke verinnerlichen, welche Typen haben dann am ehesten Probleme?
  • Bitte schön.
  • Machen Sie es unter sich aus, ich höre Sie beide gerne, ja.
  • Die Unterkontrollierten.
  • Die Unterkontrollierten, okay.
  • Ja, erinnern Sie sich noch, was da eventuell ein Problem sein könnte?
  • Ich glaube, ich habe es das letzte Mal noch erwähnt.
  • Nee, das wird überhaupt nicht gelistet.
  • Irgendwann ist es ja so, dass die Kinder gar nicht mehr in der Schule überhaupt gefordert werden.
  • ich habe akustisch den letzten Satz von Ihnen nicht verstanden.
  • du wisst noch, vor kaltes Jahren werden wir als Kindergesellschaft sehr oft gefordert.
  • Ja, wird sehr oft gefordert.
  • Ja, bei Kindern will man es fördern, genau.
  • Räum dein Zimmer auf, halte deine Sachen ordentlich, schmeiß deine dreckigen Klamotten nicht einfach so rum.
  • Okay, das sind alles so Sachen in Richtung Gewissenhaftigkeit, Einverstanden?
  • Wenn ich das jetzt nicht habe oder stark unterdurchschnittlich, wie falle ich dann wahrscheinlich im Leben auf?
  • Okay, müssen nicht Sie beantworten, vielleicht haben Sie eine Idee.
  • Solche Leute können Probleme mit dem Gesetz kriegen.
  • Ja, zum Beispiel.
  • Hab ich gesagt, okay, hab ich beim letzten Mal noch erwähnt.
  • Ja klar, leuchtet es Ihnen auch ein?
  • Also wenn ich zum Beispiel nicht gewissenhaft bin, dann kann ich ja sagen, okay, in der Steuererklärung, da pushe ich ein bisschen.
  • Oder warum soll ich mit einem betrunkenen Auto fahren, macht doch Spaß.
  • Ja, all diese Dinge, wo Gewissenhaftigkeit eine Voraussetzung ist, irgendwann wird man dann, wenn man das da ein bisschen schludern lässt, dann doch erwischt und kriegt ein Problem.
  • Ja, das könnte sein, muss es nicht.
  • Haben Sie schon eine Idee, Wenn wir jetzt dimensional denken und in Persönlichkeitsstörungen denken, welche Persönlichkeitsstörungen mit diesem Typen eventuellen Zusammenhang hat mit dem Unterkontrollierten?
  • Dissozial oder Antisozial heißt die auch, ja?
  • Einverstanden, okay.
  • Antisoziale könnte man wahrscheinlich am ehesten hier drin finden.
  • Aber bedenken Sie bitte, das ist dimensionale Denke.
  • Wir reden über Akzentuierung, noch nicht über die Störung im Vollbild und das sind Normalpersönlichkeitstypen.
  • Aber wenn Sie so ein bisschen versuchen, eine Transferleistung zu erbringen, dann könnten antisoziale Persönlichkeitsstörungen am ehesten in diesem Cluster zu finden sein.
  • Noch eine Idee?
  • Ja?
  • Das kann man bei der Clusteranalyse nicht sagen.
  • Bei der Faktorenanalyse können Sie sagen, die Faktoren sind voneinander unabhängig, weil sie orthogonal sind.
  • Bei der Clusteranalyse ist so eine Aussage nicht möglich.
  • Nee, beides kann man nicht sein.
  • Man ist auf jeden Fall immer näher an einem Clusterzentrum und wird einem Cluster zugeordnet.
  • Eine Person ist immer nur in einem Cluster.
  • Bitte schön?
  • Ich habe eine Frage zu dem Offenheitsbalken.
  • Ist der nur so hell, dass man den nicht sieht oder unterscheidet sich der?
  • Nee, der Offenheitsbalken trägt nicht zur Unterscheidung bei zwischen den Typen.
  • Deswegen sieht man den so gut wie nicht.
  • Okay, was könnte hier der Fall sein?
  • Überkontrolliert.
  • Sehr neurotisch, sehr introvertiert.
  • Wenn Sie dimensional denken in Richtung Störung, könnte das mit welcher Störung was zu tun haben?
  • Zum Beispiel Paranoidenstörung oder Zwangsstörung.
  • Also das stelle ich mir zu.
  • Neuretizismus ist so ein Ding, finde ich, dass es mit beiden was zu tun hat, wenn es ziemlich ausgeschrägt ist.
  • Enkel sind z.B.
  • paranoid.
  • Es ist Ängstlichkeit ziemlich vorhanden bei Zwangsstörungen.
  • Sie haben ja gemeint, dass dieser Typ schlecht benannt ist, dass es ihm eigentlich nicht überkontrolliert ist.
  • Aber Neurototismus kann auch was mit Zwangsstörungen zu tun haben.
  • Ja, okay.
  • Bei Paranoid bin ich eher glücklich als bei Zwanghaft.
  • Weil zwanghaft, da würde man schon sagen, da müsste dann der Gewissenhaftigkeitsausschlag sehr nach oben da sein.
  • Also Sie sehen, Persönlichkeitsdimensionen kann man betrachten, ich nehme Sie gleich gerne dran, legen Sie eine Normalverteilung drüber, über die Dimension.
  • Und die Extreme, sehr niedrig und sehr hoch, sind potenziell, ich betone potenziell, bitte geben Sie grundsätzlich keine Persönlichkeitsstörungsdiagnosen ab, wenn Sie nicht das Hauptstudiumswissen und eine Therapieausbildung gemacht haben.
  • Ich möchte nur Sie sensibilisieren für, also Sie wissen, eine Persönlichkeitsstörungsdiagnose zu geben, erfordert sehr strenge Kriterien.
  • Und man ist sehr schnell dabei, so umgangssprachlich zu sagen Borderline oder sowas.
  • Das ist sehr, sehr, sehr unwissenschaftlich und sehr, sehr, sehr gefährlich.
  • Sie kennen die Labeling-Theorie, die besagt, wenn ich sage, jemand ist paranoid, und er ist es meinetwegen gar nicht, aber ich glaube, er ist es, dann behandle ich ihn so, dass er so wird.
  • Das ist die Labeling-Theorie, die sagt, okay, ich haue jemandem ein Etikett obendrauf, sage, der ist in der und der Art gestört, verhalte mich ihm anders gegenüber und der verhält sich dann auf einmal auch ganz komisch und erwartungskonform.
  • Das muss man wirklich vorsichtig sein, das ist kein Gag.
  • Also keine Störungslabels rausgeben, bitte nur über Akzentuierung reden, das ist erlaubt.
  • Und das ist auch einigermaßen unterhaltsam, aber Störungsdiagnosen bitte, bitte nicht.
  • Das geht nur auf sehr seriöser Grundlage.
  • Okay, ich glaube, Sie wollten jetzt Ihre Frage stellen.
  • Überkontrolliert und Depression.
  • Depression ist möglich, könnte gut sein, nur ist Depression jetzt wieder nicht Persönlichkeitsstörung.
  • Aber es ist gut, wenn Sie sagen, alle Störungen kommen in Betracht, dann würde ich auch vermuten, dass Depressive tendenziell da sind.
  • In Überkontrolliert.
  • In Überkontrolliert, ja.
  • Okay, also das sind die drei Typen.
  • Schauen wir uns mal im weiteren noch ein paar Störungsmerkmale an.
  • Also, worum handelt es sich bei Persönlichkeitsstörungen?
  • Abnahme Persönlichkeitsmuster.
  • Wichtig ist auch, erst diagnostizierbar, das lernen Sie im Hauptschulium noch ab Beginn des Erwachsenenalters, weil man davon ausgeht, dass erst dann Persönlichkeit beginnt, sich zu stabilisieren.
  • Man findet zum Beispiel bei Jugendlichen häufig antisoziale Verhaltensweisen.
  • Ja, die kloppen sich.
  • Auf so einem typischen Hauptschulhof können Sie sich vorstellen, was da abgeht.
  • Trotzdem kann man da noch nicht keine Persönlichkeitsstörungen diagnostizieren.
  • Das ist erst per Definition möglich ab Erwachsenem Alter.
  • Sie wissen, Normalpersönlichkeit ist mittelfristig stabil.
  • Das gilt dann auch für die Störung.
  • Das heißt, für die Therapie ist das eine besondere Herausforderung, mit Persönlichkeitsgestörten zu arbeiten.
  • Sie können zum Beispiel bei Depressiven relativ schnelle Erfolge erzielen und stolz auf sich sein als Therapeutin.
  • Bei Persönlichkeitsgestörten brauchen sie einen langen Atem.
  • Auch per Definition wegen der mittelfristigen Stabilität.
  • Und sind tief in der Persönlichkeit verankerte Verhaltensweisen.
  • Und eine Sache möchte ich Ihnen noch mit auf den Weg geben.
  • Auf Psychiatriestationen wird häufig gelacht.
  • Hoffentlich nicht, wenn die Patienten es mitkriegen.
  • Das ist einfach ein Schutzmechanismus.
  • Wenn Sie da arbeiten und Sie kommen mit so heftigen Schicksalen in Kontakt, brauchen Sie in irgendeiner Form einen Abwehrmechanismus.
  • Und Humor ist ein sehr gesunder Abwehrmechanismus.
  • Also nicht Patienten auslachen, sondern hinter verschlossener Tür drüber lachen, wenn es keiner mitkriegt.
  • Das braucht man zum Teil.
  • Das ist in meinen Augen auch in Ordnung, weil es nicht unprofessionell ist, solange das die Personen nicht mitkriegen.
  • Aber bitte vergegenwärtigen Sie sich.
  • In der Regel ist es so, dass Persönlichkeitsstörungen über lange Jahre erworben sind durch ganz ätzende Umfelder, zum Beispiel ganz ätzende Familienstrukturen.
  • Das sind besonders heftige Störungsbilder, Persönlichkeitsstörungen, die in der Regel einen besonders heftigen Auslöser haben.
  • Also es sind in der Regel wirklich Schicksale von den Personen, die da betroffen sind, die einem die Tränen in die Augen treiben.
  • Also, wie gesagt, ich finde es in Ordnung, auf einer professionellen Ebene auch drüber zu lachen, um sich ein bisschen von dem Druck zu entlasten, solange das im Kollegenkreis stattfindet.
  • Aber die Leute werden nicht ohne Grund so.
  • Das möchte ich Ihnen schon auch vermitteln.
  • Also zum Beispiel wird diskutiert, inwiefern hat sexueller Missbrauch was mit der Entstehung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen zu tun.
  • Man findet häufig da Zusammenhänge.
  • Ja, kein Wunder, wenn Sie als Kind abhängig sind von Ihrer Bezugsperson, Sie können nicht leben ohne die Bezugsperson und die Bezugsperson missbraucht Sie, dann können Sie intuitiv nachvollziehen, dass man das irgendwelche psychischen Schäden hinterlässt und das könnte zum Beispiel eine Borderline-Persönlichkeitsstimmung sein.
  • Weil Borderline ist gekennzeichnet zum Beispiel durch starke Instabilität im emotionalen Erleben.
  • Wie ist es, wenn die Bezugsperson einerseits Sie pflegt und umsorgt und andererseits missbraucht?
  • Da ist man innerlich zerrissen.
  • Und diese innerliche Zerrissenheit, die finden Sie zum Teil dann wieder in dem Bereich, wie es in Borderline um Wissen ist.
  • Und die Leute, die derart gestört sind, verhalten sich wirklich zum Davonlaufen.
  • Wie kann ich es Ihnen vermitteln?
  • Also wenn Sie Borderline-Leute auf einer Psychiatriestation haben, wenn Sie zwei davon haben, die spalten Ihnen die ganze Abteilung.
  • Die hetzen gegen Sie, die lügen über Sie, das ist fürchterlich.
  • Also unter einem normalen Grund hätte man intuitiv als Therapeut häufig die Tendenz, so würde ich gerne den Hals umdrehen.
  • Sie dürfen das natürlich nicht, das gehört nicht zu Ihrem Aufgabenbereich, aber wundern Sie sich nicht, Menschen, die solche…
  • Persönlichkeitsgestörte verhalten sich wirklich in der Art und Weise, dass Sie als Therapeut maximal gefordert sind.
  • Also man sagt zum Beispiel Borderliner zu therapieren ist eine der allergrößten Herausforderungen für einen Therapeuten.
  • Weil die können sie natürlich super einwickeln.
  • Die haben auf Grundlage ihrer in der Regel schwierigen Familiengeschichte Kompetenzen entwickelt, die Durchschnittspersönlichkeiten gar nicht haben.
  • Die können Sie unheimlich einwickeln, andere Menschen, und von sich abhängig machen.
  • Ich versuche es Ihnen ein bisschen zu beschreiben.
  • Ich weiß nicht, ob in Ihnen ein Bild oder eine Vorstellung entsteht.
  • Es ist in jedem Fall extrem krass, wenn Sie das mal erleben.
  • Also machen Sie sich da auf was gefasst.
  • Wenn Sie in der Psychiatrie später mal tätig sind, zum Beispiel in Ihrem Psychiatriejahr, wenn Sie Therapeutin werden wollen, gehört das ja dazu.
  • Sie werden Dinge erleben, die Sie nicht zu träumen gewagt haben.
  • Bitteschön.
  • Der Begriff ist historisch und der wird heute nicht mehr so verwendet.
  • Viele Begriffe, also Neurotizismus oder Neurosen zu haben, ist auch ein historischer Begriff.
  • Man ist heute nicht mehr stolz darauf und versucht, das neu zu labeln, differenzierter.
  • Die Wissenschaft hat mehr Erkenntnisse erworben.
  • Ursprünglich war das so, zwischen Neurose und Psychose sollen die an dieser Grenzlinie im Borderline liegen, ist old school.
  • Es gibt heute bessere Sachen.
  • Also Persönlichkeitsstörungen haben in der Regel einen Grund, weshalb die vorhanden sind.
  • Und Sie sind für Sie als Therapeutin, wenn Sie es werden wollen, eine extreme Herausforderung, wie gesagt.
  • Schauen wir es uns einfach mal an, wie die aussehen.
  • Da kommen wir gleich dazu.
  • Dann kriegen Sie auch auf Grundlage des Neo-PER-Profils vielleicht ein Empfinden dafür.
  • Okay, betreffen breite Bereiche des Erlebens und Verhaltens sowie soziale Beziehungen.
  • Sie können davon ausgehen, Menschen kommen in erster Linie in Therapie freiwillig oder unfreiwillig, weil sie Probleme in sozialen Beziehungen haben.
  • Das ist der Klassiker.
  • Und eine Persönlichkeitsstörung betrifft jetzt die ganze Persönlichkeit.
  • Deswegen ist sie so schwerwiegend, weil sie so breit relevant ist und sie ist gleichzeitig tief in der Persönlichkeit verankert.
  • Das macht sie so mittelfristig stabil.
  • Das ist deswegen so schwierig.
  • Sie können sich vorstellen, es gibt eng umgrenzte Störungen wie zum Beispiel Flugangst.
  • Gut, ich fliege jetzt vielleicht dreimal im Jahr, dann habe ich an 362 Tagen im Jahr meine Ruhe und an drei Tagen habe ich ein Problem.
  • Wenn ich eine Persönlichkeitsstörung habe, habe ich 365 Tage im Jahr ein Problem.
  • Es betrifft die ganze Person.
  • Das macht die Störung so schwierig.
  • Zum Beispiel kann man klassifizieren mit dem International Classification of Diseases, ICD, oder DSM-4, das ist das US-amerikanische Psychiater-Diagnostische Manual, das heißt Diagnostical and Statistical Manual Version 4.
  • Und das Interessante ist, Häufigkeit insgesamt, 10% der Erwachsenen sind von Persönlichkeitsstörungen betroffen.
  • Das ist eine recht hohe Zahl, finde ich.
  • Das finde ich annähernd erschreckend, die Zahl.
  • So, jetzt schauen wir uns die mal an.
  • Jetzt kommen die Grobkategorisierungen der Störungen.
  • Wie ich Ihnen gesagt habe, jede hat eine ICD-Nummer, Buchstaben-Zahlen-Kombination.
  • F60 und alle untergeordneten Punkte sind eben Persönlichkeitsstörungen.
  • Zum Beispiel affektive Störungen, also psychisch heißt F, Buchstabe F und F30 sind affektive Störungen.
  • Da kommen da unterschiedliche Depressionsarten und so weiter.
  • Und hier sind wir in der Kategorie F60.
  • Paranoid, Misstrauen und Argwohnen gegenüber anderen, das wäre so ein bisschen so Man denkt so, Sie haben vorhin so komisch geguckt.
  • Also bei Ihnen bin ich mir ziemlich sicher, dass Sie mir irgendwie einen reinreichen.
  • Und Sie waren das auch neulich, der mir die Autoreifen plattgestochen hat.
  • Ich bin mir ganz sicher.
  • Ja, okay.
  • Das ist tendenziell…
  • Ja?
  • Ich glaube, bei Paranoidität haben Sie ein Empfinden ungefähr, weil es in den Alltagssprachgebrauch einen Eingang gefunden hat.
  • Schizoide Persönlichkeitsstörung?
  • Distanziertheit in sozialen Beziehungen und eingeschränkter emotionaler Ausdruck, da habe ich persönlich relativ wenig Vorstellungen drüber.
  • Ich habe da, glaube ich, noch niemanden getroffen, den ich dachte, der diese Akzentuierung hat.
  • Sehr klare Vorstellungen haben die meisten Leute bei Dissozial- oder Antisoziale Persönlichkeitsstörungen, nämlich Missachtung und Verletzung der Rechte anderer, keine dauerhaften Beziehungen.
  • Ja, kein Wunder, wer möchte das auch schon mitmachen.
  • Da haben Sie Beispiele aus dem wahren Leben, wo man diese Akzentuierung vermuten könnte.
  • Ich möchte, dass Bilder vor Ihren Augen entstehen, damit Sie es besser verankern können.
  • Aus Filmen.
  • Also von mir aus auch aus Daily Soaps.
  • Egal, je nachdem, was Sie gucken.
  • Denken Sie doch mal an das Schweigen der Lämmer zum Beispiel.
  • An diesen Übeltäter, wie heißt der nochmal?
  • Sehen Sie, kennen Sie doch, hervorragend.
  • Genau, das wäre so ziemlich stark verdächtig in Richtung antisoziale Persönlichkeitsstörungen.
  • Leute quälen und Spaß dran haben.
  • Okay, also da können Sie sich ungefähr was vorstellen.
  • Üblicherweise sind, man braucht, um eine gute Story zu machen, in Soaps zum Beispiel, braucht man einen Übeltäter.
  • Der hat häufig antisoziale Verhaltensweisen drauf.
  • Und gut und böse.
  • Der Böse hat häufig so antisoziale Tendenzen.
  • Dann haben wir hier emotional instabil.
  • Die werden differenziert in impulsiv und Borderline-Typ.
  • Das ist die Frage, ob man das so machen kann.
  • Das DSM macht es nicht so.
  • Man sagt hier üblicherweise einfach nur der Borderline-Typ.
  • Instabiles Selbstbild, instabile Beziehungen.
  • Das Ganze kombiniert mit Impulsivität, starken Stimmungsschwankungen.
  • ist diese Klasse.
  • Wer könnte da drunter fallen?
  • Oder kennen Sie vielleicht welche, oder Personen, wo Sie diese Akzentuierung vermuten?
  • Also wir wollen hier, wie gesagt, nicht das Störungslabel rausgeben, sondern die Akzentuierung.
  • Kennen Sie zum Beispiel diese englische Rocksängerin Amy Winehouse?
  • Man weiß nie, was da dran stimmt, was in der Presse steht, aber die Dame wirkt auf mich zumindest in dieser Richtung akzentuiert.
  • Ich würde sagen Borderline.
  • Akzentuiert, habe ich gesagt.
  • Oder nehmen wir, ich weiß nicht, schauen Sie so Sendungen wie Germany's Next Topmodel oder sowas?
  • Geben Sie es doch zu, ich glaube es Ihnen eh nicht.
  • Welche Person hat da wohl am ehesten emotional instabile Tendenzen gehabt von den Kandidatinnen?
  • Okay, also ich sehe schon, ja das ist eine Akzentuierung vermutlich.
  • Giselle heißt die Dame.
  • Okay, also ich denke, Sie kriegen so langsam ein Bild.
  • Bleiben wir doch gleich mal bei dieser Sendung.
  • Die hat ein Drogenproblem?
  • Okay.
  • Das wusste ich bisher nicht, aber es passt zu dem Impulsiven.
  • Leute, die impulsiv sind, weil die Droge ist ja in irgendeiner Form attraktiv, die macht ja irgendwie schöne Gefühle.
  • Und wenn ich diesem Impuls nicht widerstehen kann, ist das vielleicht ein Impulskontrollproblem.
  • Und das würde auch dazu passen.
  • Stellen Sie sich also vor, wenn Sie Probleme haben, Ihre Impulse zu beherrschen, dann sind so Sachen wie etwas Verlockendem zu widerstehen extrem schwierig.
  • Und das kann zum Beispiel Essen sein.
  • Und ich habe auch irgendwie den Eindruck gehabt, dass die so ein bisschen…
  • Von Drogen wusste ich nichts, passt aber sehr gut da rein.
  • Und was auch gut reinpasst ist, wo kann man Versuchungen häufig nicht widerstehen als Erwachsener?
  • Naja, denken Sie mal.
  • Denken Sie mal nach, ich sag's Ihnen nicht.
  • Versuchungen.
  • Wo gibt's für erwachsene Menschen häufig Versuchungen, denen man vielleicht manchmal nicht so ganz schwer widerstehen kann?
  • Naja, denken Sie mal drüber nach.
  • Okay, bleiben wir mal bei der Sendung.
  • Und gehen zu den histrionischen Persönlichkeitsstörungen.
  • Da geht es um Heischen nach Aufmerksamkeit und übertriebener Emotionsausdruck.
  • So affektiertes Verhalten.
  • Bleiben wir mal bei der Sendung.
  • Wer hat da wohl so eine Tendenz in die Richtung?
  • Heidemarie.
  • Naja, also ich habe jetzt weniger an sie gedacht, also mehr an die Staffel davor.
  • Wer war denn dann?
  • Wer ist denn so besonders aufmerksamkeitsheischend gewesen?
  • Ne, also ich dachte jetzt eher, ich dachte an, also das kann gut sein, ich weiß die Personen nicht mehr, aber der, wissen Sie es?
  • Der Bussanel, der Laufstegtrainer.
  • Der farbige, der war doch extrem affektiert.
  • Können Sie sich an den erinnern?
  • Das war doch eine, was der gemacht hat war, ich meine, was der gemacht hat war super, fand ich, aber Es war eine einzige Show.
  • Das war eine Inszenierung.
  • Und das konnte der super.
  • Und das ist eine Akzentuierung in histrionischer Richtung.
  • Ja, und das ist jetzt wirklich eine Störung.
  • Diese Menschen können sich nicht ändern und müssen behandelt werden.
  • Moment, ich habe nicht gesagt, dass er die Störung hat.
  • Ich habe gesagt, er hat eine Akzentuierung nach meinem subjektiven Dafürhalten.
  • Das Problem ist, wenn…
  • Also hier geht es…
  • Also bei histrionischen Störungen geht es um Aufmerksamkeit.
  • Diese Menschen brauchen unbedingt ihre Aufmerksamkeit, weil sie sonst den Eindruck haben, sie gehen ein.
  • Ich bin unheimlich darauf angewiesen, dass sie mir Beachtung schenken, egal ob ich hier…
  • Wie bei Kindern, welches Verhalten gibt es da?
  • Kinder brauchen auch Aufmerksamkeit, das gehört dazu.
  • Aber wenn das übertrieben ist, wie sieht das dann bei Kindern aus?
  • Okay, da weiß ich relativ wenig drüber über ADHS, aber zum Beispiel, wenn sich jemand zum Klassenkasper macht, das ist auch aufmerksamkeitsheischendes Verhalten.
  • Ja, sozusagen, ich mache irgendeinen Blödsinn, Hauptsache die Leute betrachten mich.
  • Und wie sieht das im Erwachsenenleben aus, wenn zum Beispiel, nehmen wir jetzt mal eine junge Frau oder egal, ob die Frau jung oder alt ist, eine Frau, wenn die histrionische Tendenzen eine Akzentuierung hat, Wie kann ich dafür sorgen, dass Leute auf mich aufmerksam werden?
  • Weil danach sehne ich mich.
  • Das brauche ich wie das Wasser zum Leben als Histrioniker.
  • Was könnte ich tun?
  • Ich möchte, dass Sie das verstehen, wie sich das in der Praxis auswirkt.
  • Krankheiten oder Wehwehchen, das ginge auch.
  • Ja, wobei es gibt, glaube ich, noch effektivere Möglichkeiten.
  • Ja klar, extrem kurz zurückgetragen, extrem auf sexy machen, extrem aufgedonnert sein.
  • Und ob manche Leute denken, die sieht aus wie eine Prostituierte, das ist der Person in dem Moment egal.
  • Es geht darum, ich will beachtet werden.
  • Ja und was heißt das zum Beispiel in Big-Five-Terminologie?
  • Was für ein Persönlichkeitsprofil habe ich wohl, wenn ich unbedingt beachtet werden möchte, wenn ich die anderen Leute brauche und ihre Aufmerksamkeit wie das Wasser zum Leben?
  • Welcher Faktor ist dann stark ausgeprägt?
  • Extraversion natürlich und das schauen wir uns nachher an und das ist auch so.
  • Weil wenn ich zu Hause im stillen Kämmerlein sitze, dann beachtet mich keiner, dann gehe ich ein.
  • Okay?
  • Zwanghafte Persönlichkeitsstörung, ständige Beschäftigung mit Ordnung, Perfektion und Kontrolle.
  • Das ist also vermutlich extreme Gewissenhaftigkeit.
  • Gibt es da jemanden, den Sie kennen?
  • Haben Sie eine Idee?
  • Ich habe das mal über David Beckham gehört, dass er irgendwie so einen ganz krassen Drang hat, dass alles gerade sein muss.
  • Also wenn zwei Joghurts im Kühlschrank stehen, ist es okay.
  • Wenn einer da steht, dann wird er weggeschmissen.
  • Oder er muss einen nachkaufen.
  • Okay, das wäre eindeutig zwanghaft.
  • Ich wusste nur nicht, dass es mit der Person assoziiert ist, weil ich weiß wenig über den.
  • Mir fällt jetzt auch kein gutes Bild ein.
  • Haben Sie noch eine Idee?
  • Aviator, das ist…
  • Das kenne ich leider nicht.
  • Haben Sie noch eine Idee?
  • Besser geht's nicht mit Jack Nicholson.
  • Stimmt, der ist auch extrem zwanghaft.
  • Okay.
  • Wo die Pflastersteine immer in einem gewissen Muster gehen und das gar nicht aushalten kann, wenn das nicht gemacht wird.
  • Das ist extrem zwanghaft.
  • Genau, da könnte man zwanghafte Persönlichkeitsakzentierung vermuten.
  • Okay, dann ängstliche Persönlichkeitsstörung, Besorgtheit über Empfindlichkeit, Minderwertigkeitsgefühle, weiß ich jetzt direkt, habe ich kein Beispiel vor Augen.
  • Vielleicht kommt uns ein Beispiel bei der nächsten, das ist die abhängige Persönlichkeitsstörung.
  • Wenn ich extrem unselbstständig bin, anklammernd bin, Angst vor Alleinsein, nach dem Motto, ich mache mich so klein, ja akzeptiere mich, ich möchte gerne in deiner Nähe sein.
  • Ich bin ein Nichts, aber hab mich lieb.
  • Ja, das wäre so die Grundbefindlichkeit des Abhängigen.
  • Ja, noch lachen sie drüber, wenn sie das erleben, das ist der Hammer.
  • Und das Interessante ist, eine Störung, das ist eine meiner Lieblingsstörungsbilder, weil man die nicht nur in der Psychiatrie findet, sondern eigentlich ganz im Gegenteil.
  • Meistens im realen Leben und sehr erfolgreich.
  • Das ist hier im ICD gefasst unter andere Störungen.
  • Im DSM ist es eine eigene Störung.
  • Die diagnostischen Manuale unterscheiden sich da.
  • Das ist die narzisstische Persönlichkeitsstörung.
  • Einhergehend mit Selbstüberschätzung, mangelnder Empathie, Ausbeutung von anderen.
  • Also die narzisstische Persönlichkeitsstörung interessiert mich insbesondere deshalb, weil man als Normalperson am ehesten im Alltag damit zu tun hat.
  • Können Sie sich unter Narzissmus was vorstellen?
  • Entsteht da ein Bild von Ihnen?
  • Was möchte der Narzisst von sich glauben?
  • Bitteschön.
  • Er ist der Schönste, der Beste, er ist schlau.
  • Genau, ich bin einfach großartig.
  • Ja, und Sie können alle froh sein, dass Sie mir zuhören dürfen.
  • Applaus.
  • Das wäre, das sagt kein Narzisst, weil das wäre zu offensichtlich, aber das ist die Grundhaltung.
  • Die Grundhaltung ist, ich bin einfach spitze.
  • Ich bin phänomenal.
  • Und sind Leute dann tatsächlich so oder ist es eigentlich eine Unsicherheit zu überdecken?
  • Das Problem ist, bei Narzissen ist das Problem, die haben ein hohes Selbstwertgefühl.
  • Und Selbstwertgefühl, das werden wir noch lernen, ist ganz ganz wichtig für ein schönes Leben.
  • Aber es ist brüchig.
  • Das Problem kommt jetzt rein, wenn ein Narzisst kritisiert wird, fühlt er sich extrem angegriffen, kann diese Kritik nicht zulassen und wertet den Kritisierenden ab.
  • Ich kann die Kritik nicht annehmen, sondern muss denjenigen, der was Kritisches anmerkt zu mir als Großartigen, muss ich abwerten.
  • Weil ich kann die Kritik nicht annehmen.
  • Weil die Kritik sorgt dafür, dass mein fragiles, hohes Selbstwertgefühl sofort in sich zusammenfällt.
  • Ich fühle mich wie der letzte Dreck.
  • Eben war ich noch der König und dann kommt Kritik und ich fühle mich potenziell wie der letzte Dreck.
  • Also das ist mir zu gefährlich, diese emotionale Achterbahnfahrt.
  • Also muss ich den Kritiker abwerten.
  • Er ist ein Nichts.
  • Ein Nichts.
  • Okay?
  • Ja?
  • Kann man das irgendwie von der schizophrenischen Persönlichkeitsstörung abgrenzen oder ist das das Gleiche?
  • Das ist ein Unterschied, aber den weiß ich nicht so genau, muss ich offen zugeben.
  • Mir fällt ein Beispiel ein.
  • Mario Basler ist ein Fußballer, der damals recht erfolgreich war.
  • Hat ein Fan gesagt, irgendwie so aus dem Fanblog, Edu Depp.
  • Er ist da hingegangen, hat gesagt, ich bin ein Weltstar und du bist ein Nichts.
  • Okay?
  • Das ist narzisstische Verhaltensweise.
  • Bitte?
  • Ja, auf jeden Fall.
  • Auf jeden Fall.
  • Der Punkt ist, und deswegen…
  • Deswegen…
  • Finde ich dieses Störungsbild besonders interessant, weil Narzissten häufig extrem erfolgreich sind.
  • Sie können sich vorstellen, wenn sie narzisstische Tendenzen haben, haben sie ein extrem aufgeblähtes Größenselbst.
  • Wie ich es eben versucht habe, ein bisschen schauspielerisch darzustellen.
  • Sie finden sich grandios.
  • Und weil sie so grandios sind, müssen sie natürlich permanent grandiose Erfolge aufweisen.
  • Das heißt, Sie haben eine extreme Motivation, neue Erfolge zu erzielen, weil die konform gehen mit Ihrem Größenselbst.
  • Das heißt, Sie nehmen auch extrem anstrengende berufliche Wege in Kauf, um an die Spitze zu kommen.
  • Leute, die das nicht so brauchen, die sagen, ich bin einfach in Ordnung, so wie ich bin, die anderen sind auch in Ordnung, ich bin auch in Ordnung, machen wir was draus.
  • Die haben das nicht nötig, sich so stark über Erfolge zu motivieren.
  • Aber als Narzisst brauchen sie andauernd neue Erfolge, die ihnen bestätigen, dass sie einfach super sind.
  • Und das heißt, ich muss immer höher, immer weiter.
  • Deswegen sind die so häufig so erfolgreich, weil die den Biss haben und die inbrünstige Motivation, weil es in ihnen brennt.
  • Ich brauche neue Erfolge, um mir zu bestätigen, dass ich spitze bin.
  • ob sie sich abwerten.
  • Sie versuchen die Kritik oder die Misserfolge dann zu sagen, ja das war ja irgendwie ein abgekartetes Spiel, dass ich da nicht gewonnen habe.
  • Oder heute, das lag nicht an mir, ich habe mir irgendwie den Fuß verknackst, deswegen konnte ich da ganz schlecht kicken.
  • Also ich versuche es auf jeden Fall nicht an mich ranzulassen, weil es zu bedrohlich wäre.
  • Es ist nicht integriert in die eigene Persönlichkeit, dass man auch ein paar Schwächen hat.
  • Okay?
  • Also Sie können davon ausgehen, wenn Sie zum Beispiel Politiker werden.
  • Das ist ein gutes Beispiel.
  • Ich kenne eine Person, die früher für Otto Schilly gearbeitet hat als Büroleiterin.
  • Otto Schilly ist Ihnen sicher ein Begriff.
  • War auch Bundesminister und so.
  • Und die Person hat gesagt, die hat dann auch Psychologie studiert, der Schily hat schon auch starke narzisstische Tendenzen, aber sie hat gesagt, und das ist interessant, man muss das als Politiker auch haben, weil man andauernd, Sie machen die Zeitung morgens auf und es steht irgendein Blödsinn über Sie drin.
  • Vielleicht steht das Richtige drin, aber häufiger, und das wissen Sie, so ist die Medienlandschaft aufgebaut, steht gerade, wenn Sie in den Yellow-Press-Bereich gehen, Blödsinn über Sie drin.
  • Und Sie müssen das schlucken, das müssen Sie erstmal verkraften.
  • Das heißt, wenn Sie so in der Art in der Öffentlichkeit stehen, dann brauchen Sie auch diese Tendenz, dass Sie sagen, das sind doch alles Dämonen, die haben keine Ahnung.
  • Das ist der Journalist, der irgendwie sein Blatt vollkriegen wollte, der hat halt so ein Geschmotze geschrieben.
  • Sie brauchen diese Tendenz auch, sonst halten Sie es nie aus.
  • Okay?
  • Also das ist in gewissem Sinne auch funktional.
  • Wenn Sie so stark dem Gegenwind ausgesetzt sind, da würde ein normaler Mensch, mich eingeschlossen, wahrscheinlich die meisten von Ihnen eingeschlossen, wenn solche Sachen in der Zeitung stehen würden, jeden Tag, würden sagen, das ist es mir nicht wert, ich mache einfach irgendwie einen anderen Job.
  • Ich tue mir das nicht an, dass meine Nachbarn mich komisch angucken, weil irgendwie so ein Artikel wieder in der Zeitung stand, der mich schlecht gemacht hat.
  • Das heißt, sie brauchen auch einen enormen Mechanismus, der ihren Selbstwert aufrechterhält, selbst wenn der ganze Gegenwind aus der Presse ihnen entgegenkommt.
  • Ja, und wenn Sie Professor werden wollen, dann brauchen Sie auch gewisse narzisstische Tendenzen, weil der Weg dahin steinig ist.
  • Und es gibt viele Leute, die Ihnen das überhaupt nicht gönnen, weil die nämlich gerne vor Ihnen Professor geworden wären.
  • Ja, also zum Beispiel auch an der Unispitze findet man den ein oder anderen, der narzisstische Persönlichkeitsakzentuierung hat.
  • Ja, und in Unternehmen ist es genauso.
  • Das ist eine riesen Ochsentour, bis sie nach oben kommen.
  • Was meinen Sie, was sie bis dahin beißen, Ellenbogen einsetzen müssen, bis sie da oben sind?
  • Taktieren, schleimen und so weiter, alles inbegriffen.
  • Stellen Sie sich das mal nicht so einfach vor, nach oben zu kommen.
  • Bitte.
  • Ja genau, weil es fragil ist.
  • Das Selbstbild ist fragil.
  • Die Frage würde ich gerne beim nächsten Mal beantworten, aber wichtig ist noch eine Sache.
  • Wir schauen uns beim nächsten Mal das noch an, wie sich diese Störungen im Neo-PIER abbilden.
  • Ich bitte Sie, das vorzubereiten bis zum nächsten Mal.
  • Und überlegen Sie sich bitte auch, welche Menschen mit welchen Störungen kommen am ehesten in Therapie und welche kommen nicht.
  • Es gibt nämlich auch Störungen, die kommen nicht, sondern werden dahin gebracht.
  • Bis nächste Woche.