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Persönlichkeitspsychologie (1)

Key points Points Clés Dicas 

00:00 Persönlichkeitspsychologie (1)

00:25 Anmeldung für Klausuren

02:04 Technische Anpassungen und Prioritäten

02:47 Organisation der Vorlesungen

03:34 Freuds Theorie des Unbewussten

05:11 Einführung in Paradigmen

05:50 Das Informationsverarbeitungsparadigma

06:26 Das Gedächtnismodell

07:26 Das ACT-Modell und kognitive Verarbeitung

08:18 Beispiel zu prozeduralem Wissen

08:47 Die Komplexität des Fahrradfahrens

09:09 Einführung in Arbeits- und Organisationspsychologie

09:24 Vermittlung von Wissen an neue Mitarbeiter

10:23 Die Bedeutung des impliziten Wissens bei VW

10:57 Die Auswirkungen der Einstellung junger Mitarbeiter bei VW

11:34 Wissen weitergeben

12:10 Prozedurales Wissen und Informationsverarbeitung

13:11 Gültigkeit des psychoanalytischen Paradigmas

13:42 Die Informationsverarbeitung im Gehirn

14:24 Individuelle Persönlichkeitsunterschiede

15:23 Verarbeitung von Reizen

16:11 Einstellungen und Persönlichkeitsunterschiede

16:42 Die Bedeutung der Informationsverarbeitung

17:44 Die Bedeutung der Gehirnarchitektur

18:19 Ziele des Informationsverarbeitungsparadigmas

18:56 Empfehlung zur Yale University Webseite

19:14 Unterschiede zwischen bewusster und unbewusster Informationsverarbeitung

20:08 Unterdrückung der verstandesbezogenen Antwort

20:57 Das Informationsverarbeitungsparadigma

21:50 Wissen im Langzeitgedächtnis

22:40 Aktuelle Trends in der Personalauswahl

Persönlichkeitspsychologie (1)

Persönlichkeitspsychologie (1)

Die Auswahl der Lehrinhalte

  • Guten Morgen, ich begrüße Sie herzlich zu Persönlichkeitspsychologie 2.
  • Gibt es von Ihrer Seite aus zum jetzigen Zeitpunkt Fragen, Dinge, die wir klären sollten, organisatorischer Art?
  • Das scheint nicht der Fall zu sein.
  • Es haben sich zwei Personen an mich gewendet, deren Anliegen ich hier gerne weitergebe, weil ich glaube, es ist von allgemeinem Interesse.

Anmeldung für Klausuren

  • Zunächst wurde ich von Nebenfächlern angesprochen, wann man sich denn für die Klausur anmelden könnte.
  • Das habe ich mittlerweile klären können.
  • Ich werde eine Anmeldeliste für die Nebenfächler, für die Nebenfächler, ich betone, hier nächste Woche in der Vorlesung herumgehen lassen, wo Sie sich dann als Nebenfächlerin oder Nebenfächler bitte eintragen.
  • Die Hauptfächler machen das bitte online, das hatten wir ja schon vereinbart, und da gibt es meines Erachtens auch keine Probleme, weil keine Rückmeldungen negativer Art mich erreicht haben.
  • Das andere ist die Frage bezüglich des Punktes, wie intensiv sind die Buchinhalte?
  • Sie wissen, unsere Vorlesung basiert neben meinen Folien auf dem Asendorf.
  • Inwiefern sind die Dinge, die ich nicht explizit vertiefend referiert habe, aus dem Asendorf prüfungsrelevant?
  • Dazu möchte ich Folgendes sagen.
  • Sie sehen, dass meine Folien eine Auswahl aus dem Spektrum sind, was der Asendorf in seinem Lehrbuch anbietet.
  • Er kann aufgrund dessen, dass es eben ein Buch ist und keine Vorlesung, viel breiter vorgehen.
  • Ich treffe eine subjektive Auswahl von den Dingen, die ich besonders relevant, interessant und wichtig für die Veranstaltung hier halte.
  • Also, es ist eine bewusste subjektive Auswahl meiner Person, eine Schwerpunktsetzung.
  • Ich möchte Sie jetzt bitten, konkret auf die Frage zurückzukommen und Sie in dieser Hinsicht zu ermutigen.
  • Bitte lernen Sie die Dinge, die wir hier besprochen haben, also die subjektive Auswahl meinerseits.
  • Manchmal werde ich auch eine Ergänzung hinzufügen, da bin ich auch so frei, das zu tun.
  • Diese Dinge haben Priorität 1.

Technische Anpassungen und Prioritäten

  • Stört Sie der Hall-Effekt hier im Raum?
  • Ja, ich muss gleich die Technik ein wenig neu einstellen.
  • Ich werde versuchen, den Standort zu wechseln, um zu sehen, ob es dann besser wird.
  • Also, Priorität 1 haben die Dinge, die wir hier gemeinsam besprechen, also die Folienauswahl und die Zusatzmaterialien, die ich einbringe.
  • Und Priorität 2, alles darüber Hinausgehende, was im Buch steht.
  • Das heißt, wenn Sie ökonomisch vorgehen wollen, empfehle ich Ihnen, konzentrieren Sie sich zunächst auf das Wichtigste.
  • Und wenn Sie dann noch Lust und Interesse haben, dann machen Sie Priorität 2.
  • Okay?
  • Es ist notwendigerweise so, und ich habe das heute auch festgestellt, als ich mich noch mal kurz für die Vorlesung heute vorbereitet habe. Es ist so, ich habe schon tendenziell zu viel ausgewählt.
  • Wir kommen sonst nicht richtig voran.

Organisation der Vorlesungen

  • Wir haben aufgrund dessen, dass diese Vorlesung pflichtmäßig Donnerstag stattfindet und Donnerstag im Sommersemester sowieso zwei Termine flöten gehen, aufgrund von Feiertagen.
  • Und der Tatsache, dass wir auch noch aufgrund dessen, dass wir so extrem viele sind, einen Termin für die Nebenfachklausur brauchen, um die vorzuziehen, haben wir noch einen inhaltlichen Termin weniger.
  • Die große Notwendigkeit, sehr selektiv vorzugehen.
  • Und ich werde Sie gleich schon darauf hinweisen oder Sie bitten, manche Folien nicht so im Detail mit Ihnen zu besprechen, aus dem Grund, dass wir Zeit sparen müssen, um das große Bild der Persönlichkeitspsychologie empirischer Natur hier vermitteln zu können.
  • Haben sich auf Grundlage meiner Ausführung noch weitere Fragen ergeben, die wir jetzt klären sollten?
  • Bitte schön.

Freuds Theorie des Unbewussten

  • Also, wir haben ja letztes Mal auch durchgenommen, dass Freud sagt, das meiste ist unbewusst.
  • Und ich hätte jetzt mal die Frage, warum ist er nicht dieses unbewusste Wissen und die intensive Wissen der Abfragen und die Choice-Fragen?
  • Okay, das ist jetzt eine Frage, die sich spannt vom psychoanalytischen Menschenbild bis hin zur Klausurgestaltung Persönlichkeitspsychologie 2 in München, nämlich hier.
  • Und Sie wagen die These, unbewusste Inhalte werden durch Multiple Choice besser abgefragt.
  • Das heißt, ich verstehe Sie richtig, Sie möchten gerne Multiple Choice.
  • Das ist mir selten untergekommen, muss ich gestehen.
  • Ich bin überrascht.
  • Ich habe ja schon viele hundert Studierende hier geprüft.
  • Und dass jemand explizit nach Multiple-Choice gefragt hat, das ist eine Premiere.
  • Sie sehen mich sprachlos.
  • Ich kann Sie wahrscheinlich dahingehend zufriedenstellen, dass ich manche Sachen Multiple-Choice-mäßig abfragen werde.
  • Aber wie hoch der Prozentsatz sein wird, das kann ich Ihnen jetzt noch nicht versprechen.
  • Ich werde Sie im Laufe des Semesters darüber auf dem Laufenden halten.
  • Aber Sie sehen, interindividuelle Unterschiede zeigen sich auch in den Vorlieben für die Klausur.
  • Es gibt alles.
  • Das ist das Schöne und das Spannende an der Persönlichkeitspsychologie.
  • Gut, Fragen keine?
  • Dann machen wir inhaltlich weiter.

Einführung in Paradigmen

  • Wir sind stehen geblieben beim letzten Mal bei dem Punkt Paradigmen.
  • Abschließend haben wir einen Überblick gewagt über das Eigenschaftsparadigma.
  • Ich möchte jetzt mit Ihnen, wie gesagt, in einem etwas schnelleren Tempo, als ich es zunächst veranschlagt hatte, über die nächsten paar Deradikamente, die da noch sind, nämlich vier Stück, referieren und mit Ihnen die wesentlichen Punkte herausarbeiten, mit Betonung auf die Wesentlichen.
  • Modelle der Informationsverarbeitung, das heißt, wir sind jetzt beim Informationsverarbeitungsparadigma oder auch bei mir IV-Paradigma genannt, abgekürzt.

Das Informationsverarbeitungsparadigma

  • Worum geht es hier?
  • Grundlegender Ausgangspunkt war, wir möchten wissen, wie dieses Paradigma, also dieser wissenschaftliche Blickwinkel, diese Perspektive, die Entstehung interindividueller Unterschiede zu erklären versucht.
  • Dazu habe ich Ihnen überblicksartig einige Modelle aus der im Wesentlichen Allgemeinen 1 aufgeführt in den Folien.
  • Ich möchte diese Modelle in der Allgemeinen 1 aus Zeitgründen und aus Gründen der Ökonomie nicht erläutern, weil Sie sie sowieso von hochkompetenten Experten explizit für diese Modelle erläutert bekommen.

Das Gedächtnismodell

  • Ein Informationsverarbeitungsmodell, das ich hier ausgewählt habe, ist das Gedächtnismodell, das Sie hier vorfinden.
  • Also, Sie sehen hier, es gehen Außenreize ein, die passieren ein sensorisches Register, die werden wiederum gefiltert, gehen ins Kurzzeitgedächtnis, überwinden eine Schwelle und gelangen eventuell ins Langzeitgedächtnis.
  • Sie sehen hier schon, in diesem Paradigma geht es um, wie der Name schon sagt, Informationsverarbeitungsprozesse, und das Ganze wird häufig unter einer Computeranalogie gefasst. Da stellt man sich dann die Frage, werden Daten sequentiell oder parallel verarbeitet? Hier werden sie in diesem einfachen Modell sequentiell verarbeitet, das heißt peu à peu, Schritt für Schritt.
  • Das ist ein Gedächtnismodell.
  • Ich denke, Sie bekommen ein Bild davon, wie Informationsverarbeitung funktionieren kann.
  • Sie haben hier ein anderes Modell, wie es funktioniert.
  • Der Herr Endersen ist ein sehr renommierter Allgemeinpsychologe, von dem Sie möglicherweise sogar das Lehrbuch als Grundlage in der Allgemeinen Psychologie I haben.

Das ACT-Modell und kognitive Verarbeitung

  • Wie werden Informationen jetzt kognitiv verarbeitet?
  • Hier ist das ACT-Modell.
  • Aus Zeitgründen muss ich darüber hinweggehen, aber Sie bekommen einen Eindruck davon, dass es hier gleichermaßen um Informationsverarbeitungsprozesse in einem anderen Anwendungsfeld geht.
  • Hier geht es nämlich um Wissensinhalte.
  • Und ganz wichtig ist zunächst einmal, dass es deklaratives Wissen und prozedurales Wissen gibt.
  • Welche Art von Wissen wird in dieser Klausur, die auf Sie zukommen wird, vermutlich abgefragt werden?
  • Ich höre schon erste Stimmen.
  • Deklarativ, okay.
  • Damit bin ich einverstanden, das ist richtig.

Unterschied zwischen prozeduralem und deklarativem Wissen

  • Was wäre prozedurales Wissen im Unterschied dazu?
  • Bitteschön.
  • Praxisbezogene Anwendungen, wie geht etwas vor einem Ansicht.
  • Okay, ich habe akustisch verstanden.
  • Praxisbezogene Anwendungen, alles richtig.

Beispiel zu prozeduralem Wissen

  • Das Letzte ist akustisch.
  • Das war das Gleiche, nur umgeformt.
  • Nur umgeformt, okay.
  • Also praktisches Wissen.
  • Ein Beispiel bitte zu Prozeduralem Wissen.
  • Was Sie gesagt haben, stimmt, aber ich hätte es gern noch plastischer.
  • Bitte schön.
  • Wäsche waschen.
  • Wäsche waschen, also wie man die Maschine bedient und so was, okay.
  • Noch ein bisschen komplexer vielleicht.
  • Also es ist nicht falsch, aber ich will gleich auf einen anderen Punkt hinaus und da brauche ich ein komplexes Beispiel.
  • Bitte.

Die Komplexität des Fahrradfahrens

  • Fahrrad fahren zum Beispiel.
  • Der Punkt ist, beim Fahrradfahren ist es eine komplexe Prozedur, die man ganz schwer erklären kann.
  • Das muss man lernen, wahrscheinlich durch Trial and Error.
  • Und deklaratives Wissen, das ist zum Beispiel im betrieblichen Kontext wichtig.

Einführung in Arbeits- und Organisationspsychologie

  • Ich nenne Ihnen ein Beispiel.
  • Wenn neue Mitarbeiter an Bord gehen in einer Firma, das hat mit Arbeits- und Organisationspsychologie zu tun. Es ist eine Anwendung davon, die ich Ihnen zeigen möchte, um zu demonstrieren, dass diese Inhalte, die wir hier besprechen, auch im Hauptstudium wieder auftauchen.
  • Die haben Anwendungsimplikationen.

Vermittlung von Wissen an neue Mitarbeiter

  • Also, es kommen neue Personen in die Firma und müssen erstmal eingearbeitet werden.
  • Es gibt jetzt also die Möglichkeit, deklaratives Wissen an die neuen Mitarbeiter zu vermitteln, indem Sie ihnen zum Beispiel ein Handbuch in die Hand drücken, nach dem Motto: So bedient man diese Maschine.
  • Und dann sagt man, nimm dir einen halben Tag Zeit, lies dir durch, wenn du Fragen hast, kommst du wieder, dann klären wir die.
  • Das wäre deklaratives Wissen.
  • Können Sie halt durch Niederschriften und Instruktionen weitergeben.
  • Das funktioniert.
  • Prozedurales Wissen ist häufig das, was alte Hasen im Betrieb haben. Sie wissen halt, was man macht, wenn ein Mitarbeiter ausfällt oder wenn dies und das passiert, eher dieses komplexe Wissen.
  • Wie zum Beispiel, das Fahrradfahren passt jetzt nicht so gut in den betrieblichen Kontext, aber das, was man nicht so einfach durch Verbalisieren vermitteln kann.
  • Und dieses prozedurale Wissen ist ein hoher Informationsschatz in Unternehmen.

Die Bedeutung des impliziten Wissens bei VW

  • Und VW hat mal Folgendes gemacht.
  • Sie wissen, ältere Mitarbeiter sind üblicherweise teurer, dem Klischee zufolge weniger leistungsfähig und häufiger krank.
  • Ich betone den Klischee zufolge.
  • VW hat vor ein paar Jahren die Initiative gestartet, möglichst viele junge Leute einzustellen.
  • Die sind günstiger, scheinbar leistungsmotivierter.
  • Oder scheinbar leistungsfähiger, und die haben die Alten dann peu à peu ausgestellt, für Altersteilzeit, Frühverwendung und so weiter.
  • Und auf einmal ist aufgefallen, dass trotz der scheinbar leistungsmotivierten und leistungsfähigen jungen Leute die Qualität der Produkte gesunken ist.

Die Auswirkungen der Einstellung junger Mitarbeiter bei VW

  • Und das hatte damit zu tun, dass die alten Hasen Tipps, Tricks und Kniffe draufhatten, zum Beispiel wie man mit den veralteten Produktionsstraßen in Wolfsburg besonders gut umgehen kann.
  • Also, Sie wissen, VW hat in Wolfsburg alte Produktionsstraßen, die teilweise nicht mehr den neuesten Gütekriterien genügen.
  • Und trotzdem sind die Autos üblicherweise von guter Qualität.
  • Und dieses Wissen, dieses implizite Wissen, hatten die alten Hasen, das sie aber nicht weitergegeben haben.
  • die sie aber ausgestellt haben.
  • Und dann haben sie festgestellt, oh nein, jetzt haben wir uns ins Bein gestellt, indem wir die ausgestellt haben.
  • Wir müssen unbedingt deren implizites Wissen wieder retten für die Nachfolgegeneration.

Wissen weitergeben

  • Und das geht nicht, indem wir die alten Hasen bitten, ein Handbuch zu schreiben.
  • Liebe junge Leute, so und so funktioniert's.
  • Sondern wir müssen Alt und Jung zusammenarbeiten lassen, sodass sich die Jungen von den Alten etwas abschauen können.
  • Und dann kann dieses implizite Wissen von Arbeitergeneration zu Arbeitergeneration weitergegeben werden.
  • Okay?
  • Das ist ein wichtiger Unterschied später für die pädagogische Psychologie, für die Arbeits- und Organisationspsychologie, wo diese Dinge angewendet werden.
  • Okay, also deklaratives Wissen.
  • Warum gehe ich darauf ein?
  • Naja, weil im Informationsparadigma Wissen ein wichtiger Faktor ist, der Persönlichkeiten unterscheidet.
  • Deshalb dieser kurze Exkurs.

Prozedurales Wissen und Informationsverarbeitung

  • Also, prozedurales Wissen. Wenn dann, was passiert, wenn die Produktionsstraße ausfällt, was kann ich dann tun?
  • Was hat sich üblicherweise als guter Tipp erwiesen?
  • Okay, das sind die Unterschiede zwischen den beiden Arten von Wissen.
  • Okay, Sie sehen hier wieder ein Prozessmodell, auch wieder vom ACT-Modell nach dem Herrn Endersen.
  • Hier werden wieder verschiedene Verbindungen hergenommen, konnektionistische Modelle lernen Sie auch in der Allgemeinen 1 sehr gut kennen.
  • Es geht darum, welche Informationsverarbeitungsflüsse gibt es im kognitiven Bereich.
  • Über die Details erlaube ich mir hinwegzugehen.
  • Das heißt, wir haben jetzt drei Arten von Informationsverarbeitung.
  • Willentlich, automatisiert und spontan sowie reflexiv.
  • Das bringt mich zurück zu dem Punkt, für den ich hier werben wollte, vom letzten Mal.
  • vom letzten Mal.
  • Der Punkt lautete, dass das psychoanalytische Paradigma in der Form, wie wir es heute aus wissenschaftlicher Perspektive sehen, als veraltet gilt.

Gültigkeit des psychoanalytischen Paradigmas

  • Trotzdem habe ich dafür plädiert, dass einzelne Beobachtungen und Feststellungen, die im Rahmen dieses Paradigmas gemacht wurden, nach wie vor heute Gültigkeit haben.
  • Und ich habe damals in der letzten Sitzung herumgefragt, wie viel Prozent der Informationsverarbeitung vermutlich unbewusst ablaufen.
  • Und ich habe die Antwort bekommen, ungefähr 80 Prozent.
  • Pi mal Daumen.
  • Diese Informationen, und so wurde es auch von den Vertretern des psychoanalytischen Paradigmas vertreten, stimmen im Großen und Ganzen auch heute noch.

Die Informationsverarbeitung im Gehirn

  • Also die Informationsverarbeitung, und darauf lenken wir ja unseren Fokus hier in diesem Paradigma, erfolgt zum Großteil unbewusst.
  • Dann gibt es immer wieder neue Erkenntnisse, die das stark untermauern.
  • Insbesondere bei komplexen Entscheidungen sind üblicherweise intuitive Entscheidungsprozesse besser.
  • Das hat auch wieder Anwendungsimplikationen, wenn Sie in die Entscheidungsforschung schauen, wenn Manager entscheiden müssen, wie die Firma strategisch ausgerichtet wird, wie sollte man es machen.
  • Und es gibt einen Teil, der sagt, über die Intuition hinwegzugehen, würde viele Ressourcen verschwenden und die Entscheidungen würden schlechter werden.
  • Okay, aber man kann auch zu intuitiv entscheiden, dann gibt es auch ein paar Fallen.
  • Darauf können Sie sich im Hauptstudium freuen.

Individuelle Persönlichkeitsunterschiede

  • Okay, also diese drei Informationsverarbeitungsarten haben wir.
  • Und jetzt ist die große Frage, wie ergeben sich individuelle Persönlichkeitsunterschiede aus dem Blickwinkel dieses Paradigmas?
  • Und wir kommen zu folgenden Punkten, nämlich durch die Architektur, das heißt die individuelle Unterschiedlichkeit in der Feinstruktur des Gehirns.
  • Hier geht es um Informationsverarbeitung, und offensichtlich gibt es Hirne, in denen Informationen schneller, besser und zuverlässiger verarbeitet werden als in anderen.
  • Also diese, wenn Sie so wollen, die Informationsverarbeitungsarchitektur des Systems ist ein wichtiger Unterscheidungsgrund für Persönlichkeitsunterschiede.
  • Dann natürlich Parameter wie, also Informationsverarbeitungsparameter wie Geschwindigkeit der Verarbeitung.
  • Sie kennen das von Ihrem PC, schnellen Prozessor und so weiter, diese Busse, all diese Bestandteile, die es gibt.
  • Und Schwellen.

Verarbeitung von Reizen

  • Ab welcher Reizintensität werden Dinge überhaupt verarbeitet oder noch verarbeitet und so weiter?
  • Diese Punkte spielen eine wichtige Rolle für Persönlichkeitsunterschiede sowie drittens, eins ist noch, da haben wir es nämlich, wie eben genannt, Wissen.
  • Sowohl in deklarativer als auch in prozeduraler Form machen Persönlichkeitsunterschiede sich bemerkbar.
  • Zum Beispiel in den Punkten Selbstkonzept.
  • Selbstkonzept ist einfach der Punkt, einfach formuliert, was weiß ich über mich selbst, was nehme ich über mich an.
  • Wenn ich annehme, ich kann nicht vor Leuten präsentieren und ich werde rot und fühle mich extrem unsicher, dann werde ich vermutlich keine Präsentationssituationen aufsuchen. Siehe da, da haben wir schon wieder eine individuelle Unterschiedlichkeit.

Einstellungen und Persönlichkeitsunterschiede

  • Manche Leute suchen Präsentationssituationen auf, haben vielleicht sogar Spaß dabei, manche meiden sie.
  • Das kann an Unterschieden im Selbstkonzept liegen. Das Selbstkonzept enthält nichts anderes als Langzeitgedächtnisinformationen, also Wissen über mich selbst.
  • Und schon haben wir wieder einen Unterschied erläutert, einen Persönlichkeitsunterschied aus dieser Perspektive.
  • Einstellungen, Problemlösestil, Bewältigungsstil, Handlungskontrollstil, das sind alles Dinge, die zum Teil mit Wissen zu tun haben.

Die Bedeutung der Informationsverarbeitung

  • Aber wenn wir jetzt in den Intelligenzbereich gehen und sagen, wie schnell kann ich Intelligenztestaufgaben lösen, dann gehen wir nochmal zurück zu der Folie davor und dann kommen wir schnell zu den Punkten. Okay, Parameter wie Geschwindigkeit der Verarbeitung sind eine wichtige Größe, wie gut ich in diesem Test abschneide.
  • Und wie die allgemeine anatomische Struktur der Informationsabläufe bei mir im Hirn ist, wird einen Einfluss darauf haben, ob ich im Intelligenztest gut oder schlecht abschneide.
  • Das heißt, wieder habe ich interindividuelle Unterschiede auf eine mögliche Erklärungsgrundlage zurückgeführt.
  • Heutzutage geht man, das werden Sie wahrscheinlich mit meinem Herrn Chandri schon gelernt haben, davon aus, dass üblicherweise nicht Hirnmasse ein guter Indikator für mentale Leistungsfähigkeit, also kognitive Leistungsfähigkeit ist, sondern wie gut die Hirnareale miteinander vernetzt sind.
  • Also wie gut die synaptischen Verschaltungen funktionieren, wie dicht das neuronale Geflecht ist.
  • Diese Dinge sind wichtiger.
  • Und das spricht, wenn Sie so wollen, für das Informationsverarbeitungsparadigma, weil das genau ja davon ausgeht.

Die Bedeutung der Gehirnarchitektur

  • Es sagt, die Architektur des Gehirns und die Geschwindigkeit der Verarbeitung, also wenn Sie so wollen, die kognitive, die neuronale Verdrahtung, wie gut die funktioniert, ist eine wichtige Erklärungsgrundlage für die Entstehung von interindividuellen Differenzen.
  • Dieser Forschungszweig boomt ganz stark und mit den immer besseren technischen Möglichkeiten, mit immer besseren bildgebenden Verfahren, immer hochauflösenderen Apparaturen kann man das immer besser untersuchen.
  • Also dieses Paradigma hat auf jeden Fall Zukunftspotenzial.

Ziele des Informationsverarbeitungsparadigmas

  • Gut, das heißt, das Ziel hier vom Informationsverarbeitungsparadigma ist, diese Parameter zu bestimmen und wissend zu erfassen. Wir hatten ja gesagt, diese Parameter sind wichtig und Wissen ist wichtig.
  • Die möchte man also messbar machen.
  • Das ist schön.
  • Das geht auch zum Großteil.
  • Man kann vorgehen, zum Beispiel mit der Priming-Technik, mit impliziten Assoziationstests.
  • Das möchte ich Ihnen zu einem späteren Zeitpunkt in der Vorlesung erklären, was diese IATs, diese Implicit Association Tests sind.

Empfehlung zur Yale University Webseite

  • Und ich möchte Ihnen sehr nahelegen, mal auf diese Webseite von der Yale University zu schauen.
  • Die haben nämlich super Beispiele dafür.
  • Am besten machen Sie das mal, ohne sich vorher theoretisch damit auseinandergesetzt zu haben.
  • Das geht natürlich kostenlos.
  • Und es geht darum, herauszufinden, wie Sie zum Beispiel…

Unterschiede zwischen bewusster und unbewusster Informationsverarbeitung

  • Also das Problem ist, wir haben eben gesagt, viel Informationsverarbeitung erfolgt unbewusst.
  • Wenn ich jetzt Leute frage, zum Beispiel die in den USA haben, sie Vorbehalte gegen Schwarze, also Afroamerikaner, wäre ja die korrekte Bezeichnung.
  • Jetzt hat sich die Technik verabschiedet.
  • Dann sagen die meisten natürlich explizit, verstandesbezogen, nein.
  • Ja, natürlich nicht.
  • Habe ich nicht.
  • Ich bin ja kein Rassist.
  • Das wird häufig explizit behauptet.
  • Wenn sie jetzt aber das Ganze abfragen auf einem eher unbewussten Niveau, wie das die Implicit Association Tests machen, dann kommen Sie zu der Erkenntnis, oh, negative Attribute werden viel häufiger mit Schwarzen assoziiert, als es mit Weißen zum Beispiel der Fall ist.
  • Und so können Sie den Vorurteilen, die wirklich da sind, besser auf die Spur kommen, ohne den Verstand einzuschalten.

Unterdrückung der verstandesbezogenen Antwort

  • Sie versuchen mit diesen Implicit Association Tests die verstandesbezogene Antwort durch Zeitdruck zu unterdrücken, wenn sie so wollen.
  • Also ist jetzt ganz oberflächlich formuliert.
  • Ist noch ein bisschen kniffliger, die Idee.
  • Aber man versucht stärker heranzukommen, was die Person wirklich wahrnimmt.
  • Und dann kommt häufig heraus, dass negative Attribute häufiger eben mit Minderheiten assoziiert werden.
  • Und das kann man halt nicht mit Fragebögen herausfinden, weil auf Grundlage von sozialer Erwünschtheit und Zensur durch den Verstand, der ja zwischengeschaltet ist, wenn ich Fragebögen ausfülle, häufig nicht zum Kern der Dinge vordringt.
  • Ja, dass es eine alternative Möglichkeit bietet, interessante Erkenntnisse zu gewinnen, ist im Moment sehr trendy.
  • Also kann ich Ihnen nur empfehlen.
  • Okay.
  • Das heißt, wir fassen zusammen.

Das Informationsverarbeitungsparadigma

  • Das Informationsverarbeitungsparadigma betont und inkorporiert Parameter und Prozesse, das Ganze in Form der Computeranalogie. Einige Beispielmodelle habe ich Ihnen genannt.
  • Aber es vernachlässigt die zeitliche Stabilität und die Entwicklung der interindividuellen Unterschiede. Müsste man da genauer sagen.
  • Also nochmal auf den Punkt gebracht.
  • Der Mensch wird hier gesehen als informationsverarbeitendes System.
  • Beim psychoanalytischen Paradigma hatten wir gesagt, als energieverarbeitendes System.
  • Das ist ein Unterschied.
  • Erleben und Verhalten beruht hier.
  • Auf Informationsverarbeitungsprozessen versus Energieverarbeitungsprozessen im psychoanalytischen Bereich.
  • Persönlichkeitsdifferenzen ergeben sich durch interindividuelle Unterschiede, wie gesagt, in neuroanatomischen Strukturen, Geschwindigkeit der Informationsverarbeitungsprozesse und im Wissen von Personen, was wohl sowohl deklarativ als auch prozedural sein kann.

Wissen im Langzeitgedächtnis

  • Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Wissen im Langzeitgedächtnis nahezu alle Verarbeitungsprozesse umfasst.
  • Und deshalb gibt es auch einen neuen Trend dahingehend, dass man stärker versucht, deklarative Wissensinhalte, die über die Personen verfügen, mit abzutesten.
  • Es gab in den letzten ein, zwei, drei Jahren gleich zwei Wissenstests, die neu normiert auf den Markt gekommen sind.
  • Auch deshalb haben Sie vielleicht in letzter Zeit eine Renaissance nach Wissensabfragen festgestellt.
  • Wissenschaftliche Zeitschriften sind keine populärwissenschaftlichen Zeitschriften, sondern Illustrierte wie Stern, Fokus und so weiter haben auch häufig so aufgemacht, wie schlau Deutschland ist und was die Deutschen wissen.
  • Allgemeinbildung wird in diesem Kontext häufig thematisiert.

Aktuelle Trends in der Personalauswahl

  • Diese Dinge sind im Moment auch im Aufwind, was Personalauswahlprozesse betrifft.
  • Das passt ganz gut zum Informationsverarbeitungsparadigmen, weil man sagt, Wissensunterschiede sind auch eine Persönlichkeitsdifferenzierung oder können eine Persönlichkeitsdifferenzierung ausmachen.
  • Das heißt, die menschliche Informationsverarbeitung basiert, wie sollte es anders sein, vor allem auf der Aktivität des Nervensystems.
  • Und die Aktivitäten des Nervensystems stehen in Wechselwirkung mit anderen Körpern…
  • Ups, jetzt bin ich einmal zu weit gesprungen. Entschuldigung.
  • Das war das Infoverarbeitungsparadigma.
  • Asendorf hat ein weiteres Paradigma hinzugenommen, von dem ich schon erwähnt hatte, dass es sich von dem Infoverarbeitungsparadigma nur marginal unterscheidet.
  • Und deshalb habe ich das nur kurz aufgenommen durch die nächste Zusatzfolie.
  • Sie sehen das hier oben. Das ist das neurowissenschaftliche Paradigma.
  • Und hier wird der Fokus gelegt auf die Aktivität des Nervensystems und die Wechselwirkung des Nervensystems mit anderen körperlichen Vorgängen, zum Beispiel dem Herz-Kreislauf-System, dem Hormonsystem und dem Immunsystem.
  • Das heißt, es ist nur eine andere Schwerpunktsetzung, die stärker eine biologische Fundierung sucht, als das Informationsverarbeitungsparadigma, weil es im Prinzip sonst identisch ist.
  • Informationsverarbeitung basiert auch vor allem auf der Aktivität des Nervensystems.
  • Das ist dem Informationsverarbeitungsparadigma also inhaltlich nicht unähnlich, wie Sie direkt sehen werden.
  • Und die Aktivitäten des Nervensystems stehen, wie gesagt, in Wechselwirkung mit anderen körperlichen Phänomenen.
  • Und auf dieser Grundlage werden dann Persönlichkeitsunterschiede erklärt.
  • Also, ich finde die Perspektive zusätzlich einzunehmen, offen gestanden, einigermaßen entbehrlich.
  • Der Mehrwert hält sich meiner Meinung nach in Grenzen.
  • Sie sehen das auch hier, wenn Sie sich das anschauen.
  • Interindividuelle Unterschiede im Erleben und Verhalten.
  • Beim neurowissenschaftlichen Paradigma basieren wiederum auf drei Säulen.
  • Diese Zahl drei kommt Ihnen jetzt schon bekannt vor in diesem Kontext.
  • Nämlich der Architektur des biologischen Systems, der anatomischen Feinstruktur der biologischen Systeme.
  • Das ist etwas breiter gefasst als das zentrale Nervensystem.
  • Der Fokus lag ja beim IV-Paradigma so.
  • Hier sind es die ganzen biologischen Systeme.
  • Und die physiologische Aktivität der biologischen Systeme beeinflusst das auch.
  • Also, wenn man so will, kann man sagen, das neurowissenschaftliche Paradigma ist eigentlich die gesamtkörperliche Grundlage des Informations- und Verarbeitungsparadigmas, das sich auf das Nervensystem fokussiert.
  • Gut.
  • Gehen wir weiter.
  • Bitte ziehen Sie eine andere kognitive Schublade.
  • Jetzt kommt das dynamisch-interaktionistische Paradigma.
  • Und das hat wiederum eine andere Perspektive auf interindividuelle Unterschiede zu bieten.
  • Hier werden jetzt drei Grundannahmen gemacht.
  • Das sind folgende.
  • Die Organisation des Verhaltens einer Person und die Organisation ihrer Umwelt sind mittelfristig stabil, wird hier angenommen.
  • Also, haben Sie das in Erinnerung?
  • Die Stabilität war ein Punkt, den man im Informationsverarbeitungsparadigma etwas unterrepräsentiert gefunden hat als kritischer Betrachter.
  • Und hier heißt es jetzt gleich von Anfang an bei der Grundannahme, dass die Organisation des Verhaltens einer Person und die Organisation ihrer Umwelt mittelfristig stabil sind.
  • Und Sie wissen ja, ein Persönlichkeitsmerkmal, ein Verhalten kann nur dann ein Persönlichkeitsmerkmal sein, per Definition, wenn es mindestens mittelfristige Stabilität aufweist.
  • Das war dieses Kriterium überdauernd in der Mindmap, die den Gegenstandsbereich der Persönlichkeitspsychologie thematisiert hat.
  • Also, nur bei mittelfristiger Stabilität kann ich von einem Persönlichkeitsmerkmal sprechen.
  • Das heißt für die Skeptiker unter Ihnen, es gibt im Weiterbildungsmarkt das Segment Persönlichkeitstraining.
  • Jetzt könnten Sie argumentieren, Persönlichkeit ist stabil, dann kann ich es auch nicht trainieren.
  • Also ist dieser ganze Marktsegment Blödsinn.
  • Das ist hoffentlich nicht Ihre Ansicht, denn Sie wissen, Persönlichkeit ist mittelfristig stabil, langfristig veränderbar.
  • Insofern kann es in manchen Fällen nicht schaden, der eigenen Persönlichkeitsentwicklung ein bisschen auf die Sprünge zu helfen.
  • Aber gehen Sie davon aus, dass sich Persönlichkeiten üblicherweise mittel- bis langfristig ändern, nicht kurzfristig.
  • Okay, genau diese Grundannahme ist nämlich der zweite Punkt auf der Folie, den Sie sehen.
  • Personen und Umwelt können sich langfristig ändern.
  • Und die Veränderung basiert auf Veränderungsprozessen innerhalb der Umwelt, der Person und gegenseitigen Einflüssen von Person und Umwelt.
  • Das ist das Wichtige.
  • Das heißt ja dynamisch interaktionistisch.
  • Dynamisch heißt es, dass sich etwas verändert.
  • Interaktion bedeutet, dass Person und Umwelt in einem Wechselverhältnis stehen.
  • Okay, das ist auch ziemlich plausibel.
  • Zum Beispiel findet Persönlichkeitsentwicklung häufig in einem Bereich statt, in dem Sie Ihre Komfortzone verlassen.
  • Also zum Beispiel ein praktisches Anwendungsbeispiel aus dem Hauptstudium.
  • Personalentwickler gehen heutzutage häufig davon aus, und es war eigentlich auch in der Vergangenheit so, aber es ist heute Standard geworden, dass man sagt, Leute, also Studierende, sollten mal im Ausland gewesen sein.
  • Wenn Sie zum Beispiel nach Asien gehen, finden Sie eine ganz andere Umgebung vor als in Europa.
  • Das sind eindeutig Erlebnisse außerhalb Ihrer Komfortzone, üblicherweise.
  • Das ist ja recht stressig.
  • Und diese Umweltstimulanz ist bei vielen Menschen dazu geeignet, aufgrund dessen, dass sie Erfahrungen außerhalb ihrer Komfortzone machen, Persönlichkeitsentwicklungen hervorzurufen.
  • Ja, unter anderem deshalb kursiert das unter Personalentwicklern, dass es gut ist, wenn man mal im Ausland gewesen ist, sein gewohntes Umfeld verlassen hat.
  • Okay?
  • Da sehen Sie ein Anwendungsbeispiel davon.
  • Also, wenn sich die Umwelt ändert, erweckt das häufig das Potenzial, dass sich auch die Person ändert.
  • Da sehen Sie ein Beispiel, wie Umwelt und Person in einem dynamischen Wechsel, also in einem Austauschverhältnis stehen.
  • Oder es gibt diese Personalentwicklungsmaßnahmen, dass man sagt, Manager sollen mal ein, zwei Wochen aus ihrem Job raus, aus dem feinen Anzug, dem schicken Auto und auf die Sekretärin verzichten und mal so Streetworker-Tätigkeiten machen, zum Beispiel mal etwas ganz Anderes, in ein ganz anderes soziales Feld rein.
  • Das macht man auch aus dem Grund, dass man sagt, die Herrschaften sollen mal aus der Komfortzone raus, sich wirklich dem sozialen Gegenwind aussetzen, dem anderen oder einer sozialen Realität stellen, die sie überhaupt nicht kennen, in der Hoffnung, dass das Persönlichkeitsentwicklung stimuliert.
  • Auch da sehen Sie, wenn man die Umwelt ändert, ändert sich vielleicht die Person.
  • Sie sehen da diese Wechselwirkungen und wie man sie im betrieblichen Kontext zum Beispiel anwenden kann.
  • Man kann es übrigens auch so sehen, man kann es auch therapeutisch sehen.
  • Sie sagen, eine sozialphobische Person, oder sagen wir eine höhenängstliche Person.
  • Nehmen wir mal nur ein einfaches Beispiel.
  • Eine höhenängstliche Person.
  • Können Sie vielleicht intuitiv nachvollziehen?
  • Vermeidet in der Regel ein Sich-Aussetzen, zum Beispiel auf einen 10-Meter-Sprungturm im Schwimmbad oder so, eben weil die Angst da ist.
  • Durch die Vermeidung macht die Person nicht die Erfahrung, mir passiert ja eigentlich gar nichts, meine Ängste sind einfach meine Fantasien über die Situation, wie es wäre, wenn ich da oben stünde.
  • Sind viel schlimmer als das, was eigentlich eintritt, wenn ich es mache.
  • Durch das Vermeiden der Konfrontation mit der ängstlichen Situation wird die Angst verstärkt.
  • Und eine Therapiemöglichkeit heißt, das wird Sie nicht wundern, Konfrontation.
  • Das heißt, das kann man machen, indem man ganz stark konfrontiert.
  • Oder peu à peu, man geht erst auf ein 3-Meter-Brett, dann auf ein 5-Meter-Brett, versucht sich da einigermaßen zu entspannen, dann aufs 10-Meter-Brett und versucht das dann auszuhalten.
  • Das wäre diese peu à peu-Vorgehensweise.
  • Und man versucht, die Komfortzone der Person durch die stressigen Außenreize zu erweitern.
  • Wenn Sie so wollen, können Sie sagen, dass man durch die strukturierte Änderung der Umweltreize, denen sich die Person aussetzt, versucht, das Problem, die Höhenangst, in den Griff zu bekommen.
  • Also, da kann ich auch wieder durch eine Veränderung der Umwelt Persönlichkeitsentwicklung hervorrufen.
  • Okay?
  • Das sind ganz praktische Beispiele.
  • Das ist jetzt ein Beispiel aus der klinischen Psychologie.
  • Reizkonfrontation ist ein ganz großer, bekannter Ansatz, zum Beispiel bei Angststörungen und Höhenangst. Das ist ja auch eine Angst, wie der Name schon sagt.
  • Also, das ist interessant, was hier passiert.
  • Wie Personen und Umwelt zusammenwirken und wie das passiert, schauen wir uns gleich noch an.
  • Nämlich genau jetzt.
  • Wir finden hier vier Modelle, wie Personen und Umwelt einen Einfluss nehmen können.
  • Also, schauen wir mal, das Modell der Umweltdetermination.
  • Das sind jetzt vier wichtige Modelle.
  • Was wird hier ausgesagt?
  • Welche Paradigmen lassen sich in dieses Modell reinpacken?
  • Bitte schön.
  • Das Behavioristische lässt sich einordnen.
  • Einverstanden.
  • Haben wir weitere Angebote?
  • Da hinten war noch eine Wortmeldung, Sie wissen es auch.
  • Das psychoanalytische auch.
  • Weshalb?
  • Weil hier die Annahme gemacht wird, dass die Person, also P für Person, U für Umwelt, das wissen Sie bestimmt schon, und 0, 1, 2, 3, das sind die verschiedenen Zeitpunkte.
  • Die Person zum Zeitpunkt 1 ist hier eine direkte Funktion der Umwelt zum Zeitpunkt 0, also zu der Umwelt, in der sie aufgewachsen ist, beispielsweise.
  • Die Person zum Zeitpunkt 2 ist nichts anderes als eine Funktion der Umwelt, in der sie sich befunden hat.
  • Hier, diese Annahme ist, dass Umwelten interindividuelle Unterschiede determinieren.
  • Und wenn Sie das jetzt so explizit formulieren, dann denken Sie, ja, das war dem behavioristischen Paradigma und dem psychoanalytischen Paradigma gemeinsam, dass Sie gesagt haben, Umwelten determinieren Persönlichkeiten.
  • Das heißt, Umwelten sind dafür verantwortlich, dass Menschen sich unterscheiden.
  • Und zwar nur Umwelten.
  • Das ist diese grundlegende Annahme: Geben Sie mir irgendein Kind, auch aus der schlechtesten Gegend, aus dem schlechtesten Elternhaus in Anführungszeichen, und ich kann daraus einen Verbrecher machen oder einen erfolgreichen Geschäftsmann.
  • Das ist nur die Umwelt, das ist die Annahme.
  • Im Sozialismus findet man das auch häufig.
  • Sofern es den Sozialismus noch in dieser Form gibt.
  • Ja, das ist eine sozialistische Grundannahme.
  • Man muss nur etwas aus den Menschen machen, indem man sie formt.
  • Durch die Umwelt.
  • Okay.
  • Da gehören diese beiden Paradigmen dazu.
  • Was haben wir jetzt im Modell Entfaltung zu bieten?
  • Was ist das?
  • Was wird hier angenommen?
  • Nun, Sie sehen, dass zwei Wirkrichtungen auf die Person wirken.
  • Auf die Person, hier zum Zeitpunkt P1, wirken zwei Pfeile.
  • Nämlich, und so ist es gemeint, die Person wirkt hier zum Zeitpunkt 0.
  • Das ist also, wenn Sie so wollen, die genetische Anlage wird hier aktiv.
  • Deshalb heißt es Entfaltung.
  • Es gibt in der genetischen Veranlagung ein gewisses Potenzial, was sich hier peu à peu realisiert.
  • Und die Umwelt wirkt auch noch auf die Person ein, aber das ist hier so gemeint in nicht erheblichem Ausmaß.
  • Also nicht besonders wichtig.
  • Die Person entfaltet sich, entwickelt sich aus sich selbst heraus, ohne dass die Umwelt einen bedeutenden Einfluss nimmt.
  • Das ist das Modell der Entfaltung.
  • Also, es zielt darauf ab, dass interindividuelle Unterschiede in erster Linie durch genetische Veranlagung entstehen, so sagt das Modell.
  • Wenn Sie so wollen, ist das das Kontrastmodell zum Modell der Umweltdetermination.
  • Hier wird gedacht, dass die Person sich auf ihrer genetischen Grundlage entwickelt und dies peu à peu in ihrem Leben realisiert.
  • Das sehen Sie auch daran, dass die Person sich nicht selbst beeinflusst.
  • Das sehen Sie daran, dass hier keine Pfeile sind.
  • Zwischen P1 und P2 sowie P2 und P3 gibt es keine Pfeile, sondern es wirkt immer nur P0 auf P1, P2 und P3.
  • Hier sind die Anlagen, und die entfalten sich hier peu à peu.
  • Aber die Person ist hier kein Selbstentwickler oder so etwas in der Art.
  • Das wäre ja schön, wenn man sich auch selbst entwickeln könnte oder zumindest sich selbst stimulieren könnte, dahingehend, dass man sich weiterentwickelt.
  • Das ist in diesem Modell der Entfaltung nicht vorgesehen.
  • Das sehen Sie nämlich auch daran, schauen Sie diese drei Modelle, wenn Sie diese hier anschauen: Umweltdetermination, Entfaltung und Mitbestimmung. Da sehen Sie immer nur Pfeile von der Umwelt auf die Person.
  • Die Umwelt wirkt auf die Person ein, aber erst in dem Modell, das wir gleich besprechen, die dynamische Interaktion, ist die Person auch so mächtig auf die Umwelt zu wirken.
  • Ja, und vielleicht hat das damit zu tun, dass man als Mensch ja auch seine Umwelt beeinflusst und beeinflussen kann, zu seinem eigenen Vorteil.
  • Sie hatten eine Wortmeldung?
  • Ja, ich verstehe das unter Co-Determination nicht, was da laufend zur Umweltdetermination ist, weil das nicht gleich ist.
  • Okay, Co-Determination heißt, das ist jetzt eine, wenn Sie so wollen, eine Integration aus Umweltdetermination und Entfaltung.
  • Die Person beeinflusst sich selbst.
  • Und die Umwelt beeinflusst die Person jeweils.
  • Das heißt, hier wird die Person in dem Modell schon wieder ein bisschen kompetenter gesehen.
  • Und es wird gesagt, je nachdem, welche Entwicklungsläufe man im Leben nimmt, beeinflusse ich mich.
  • Also, man sagt, das ist Pfadabhängigkeit.
  • Pfadabhängigkeit heißt, wenn ich gewisse Entwicklungswege einschlage, dann ist es leichter, danach Folgeerfahrungen zu machen, die mich weiterbringen.
  • Ja, also es ist möglich, dass ich als Person, wie ich heute bin, den Zustand beeinflusse, wie ich in zwei Jahren bin.
  • Ja, das ist hier vorgesehen.
  • Also, hier wird mir eine gewisse Steuerungskompetenz über meine Selbstentwicklung zugesprochen in diesem Modell.
  • Und noch größer ist diese Steuerungskompetenz, die in der dynamischen Interaktion mir zugebilligt wird.
  • Das sehen wir nämlich hier.
  • Denn die Person wirkt auch auf die Umwelt ein.
  • Das sehen Sie das erste Mal daran, dass in diesem Modell sich die Linien hier kreuzen, weil die Person aktiv Umwelt gestaltet.
  • Das heißt hier, das ist das einzige Modell, die dynamische Interaktion.
  • Und darauf bezieht sich auch diese Texte, diese Kurztexte hier.
  • Es gibt eine echte Wechselwirkung zwischen Person und Umwelt.
  • Hier wird angenommen, dass die Person ihre Umwelt gestaltet und gleichzeitig von der Umwelt geprägt wird.
  • Deshalb gibt es eine Wechselwirkung, deshalb die Pfeile über Kreuz.
  • Schauen wir uns mal den Herrn Bronfenbrenner an und was er dazu zu sagen hat.
  • Das ist nämlich, wenn Sie so wollen, ein Modell, das die Umwelteinflüsse, die auf eine Person einwirken, näher untersucht und kategorisiert.
  • Wir hatten bisher nur die Person.
  • Und die Umwelt.
  • Aber wie können diese beiden jetzt zusammenhängen?
  • Dafür hat Herr Bronfenbrenner ein wegweisendes Modell entwickelt.
  • Er sagt, die individuelle Entwicklung, das ist der Punkt, der ganz unten im Diagramm steht, geschieht in einem Umweltrahmen, den man in Schichten einteilen kann.
  • Ich zeige es Ihnen, ich habe es nämlich auch noch als Schichtmodell dabei.
  • Einmal links sehen Sie die Folie, wie Herr Schneewinz sie aufbereitet hat.
  • Er sagt, es gibt ein Makrosystem, das ist hier in dem Zwiebelmodell die äußerste Schicht, z.B.
  • die Kultur.
  • Die beinhaltet als nächste Zwiebelschicht das Exosystem, z.B.
  • die soziale Schicht.
  • Man kann die Umwelt strukturieren.
  • Das ist die Grundaussage dieses Modells.
  • Das ist gefolgt von dem noch enger werdenden Mesosystem. Das ist zum Beispiel die Familie. Dann gibt es das Mikrosystem, zum Beispiel die Mutter-Kind-Beziehung, und das Individuum schließlich, das die Person im Kern ist. Jetzt hier in dem Beispiel zum Beispiel das Kind selbst.
  • Ja, und die Annahme ist, dass einfach die Kultur über die soziale Schicht wirkt, die wiederum über die Familie, die wiederum über die Bezugsperson, zum Beispiel die Mutter, auf das Individuum.
  • Wenn Sie so wollen, errichtet sich empirische Sozialforschung häufig dahingehend, was Bronfenbrenner vorgeschlagen hat, nämlich die Umwelt differenziert zu betrachten, zum Beispiel nach der Einteilung, wie sie Bronfenbrenner vorgenommen hat.
  • Also, es differenziert das breite Konstrukt Umwelt und erlaubt feinere Aussagen.
  • Zum Beispiel, wenn Sie Sozialforschungsstudien anschauen, dann ist zum Beispiel die Aussage, die neulich in den Medien war, dass die Mittelschicht verarmt, eine Prognose innerhalb der nächsten 20 Jahre und das führt hier und da zu.
  • Dass zum Beispiel der Bildungsgrad in der Mittelschicht sinkt und so weiter.
  • Und dann könnte man persönlichkeitspsychologisch wieder sagen: 'Okay, die Wissensbestände, die dort aufgebaut werden, unterscheiden sich.'
  • Dadurch wird mehr Varianz zwischen den Menschen entstehen, und das geht zurück auf eine Veränderung der sozioökonomischen Umwelt, die man zum Beispiel mit Bronfenbrenner erfassen kann.
  • Das betrifft ja die Punkte, was Makro-, Exo-, Meso- und Mikro-Umwelten sind, die wir gerade schon besprochen haben.
  • Also, ich möchte Sie etwas stimulieren durch die Beispiele, die ich mir jetzt überlegt habe, dass Sie das Wissen, was Sie hier erwerben, ein bisschen mit dem Wissen, was Sie in Zeitungen und zum Beispiel in der Tagesschau, die Sie vielleicht auch täglich schauen, verknüpfen, damit es sich besser verankert.
  • Aber diese Modelle, über die wir hier sprechen, haben mit jedem von uns eine ganze Menge zu tun.
  • Und ich möchte Ihnen schmackhaft machen, dass Sie mit diesen Ideen stärker werden. Was heißt stärker? Dass Sie damit anfangen zu spielen.
  • Dass Sie denken, okay, was meinetwegen jetzt Katastrophe in Birma, was für Auswirkungen hat das auf die Persönlichkeit?
  • Und denken Sie, okay, über Bronchenbrenner zum Beispiel wirkt das so und so.
  • Oder welche Persönlichkeitsstrukturen sind, da kommen wir noch zu im Laufe der Vorlesung, nicht diese heutigen, sondern über das Semester verteilt, bei diesen traumatisierenden Umfällen oder Naturkatastrophen, welche Persönlichkeiten werden vermutlich darauf robust reagieren und welche sind eher traumaanfällig?
  • Welche Typen sind das?
  • Wie sind die in ihrer Persönlichkeitsstruktur beschaffen?
  • Welche Persönlichkeitsdimension ist besonders, wenn man sie stark ausgeprägt hat? Weshalb ist man dann besonders gefährdet, ein Trauma davon zu tragen und diese Dinge?
  • Persönlichkeitspsychologie ist sehr stark alltagsbezogen und liefert viele erhellende Einblicke in das Verständnis des Alltags.
  • Wenn Sie auf diesem Verständnisniveau von Persönlichkeitspsychologie angekommen sind, dann vergessen Sie es Ihr Leben lang nicht.
  • Sie haben etwas davon und wirken später als kompetenter Praktiker oder kompetente Praktikerin.
  • Das sind Dinge, zu denen ich finde, dass sich Psychologen kompetent äußern können müssen.
  • Außerdem versuche ich immer, jetzt schon im Grundstudium Brücken aufzuzeigen, wie das in den Anwendungsfächern im Hauptstudium wieder aufgegriffen werden kann.
  • Das heißt, ich möchte dafür werben, weil ich fest davon überzeugt bin, dass es so ist. Die Inhalte, die Sie jetzt lernen, vielleicht zunächst mit der Motivation, diese Klausur gut zu bestehen.
  • Das ist völlig legitim aus meiner Sicht.
  • Aber vielleicht nicht darauf zu lernen, zu sagen, okay, Klausur, und dann vergesse ich es wieder.
  • Sondern jetzt schon das als Grundlage verstehen für ein vernetztes Wissen zu anderen psychologischen Teildisziplinen im Grundstudium und im Hauptstudium, weil diese Wissensinhalte kommen wieder.
  • Die kommen wieder in Diagnostik im Hauptstudium, die kommen wieder in Testtheorie im Hauptstudium, in den Anwendungsdisziplinen.
  • Und wenn Sie jetzt eine gute Grundlage legen, haben Sie später Rückenwind. Wenn Sie sich die neuen Inhalte dann noch zusätzlich aneignen, weil Sie darauf vertrauen können, dass Sie ein solides Grundlagenwissen haben, auf dem Sie aufbauen können.
  • Deshalb versuche ich, Ihnen das etwas leichter und schmackhafter zu machen, indem ich viele Praxisbeispiele einfließen lasse.
  • Wir haben jetzt noch drei Varianten der Personen-Umwelt-Transaktion.
  • Transaktion bedeutet wieder Wechselwirkung. Im dynamisch-interaktionistischen Modell gibt es jetzt also das Modell unten rechts, was wir eben besprochen haben im Bild.
  • Das ist der einzige Punkt, an dem sich die Linien von Person und Umwelt kreuzen.
  • Es gibt jetzt drei Varianten der Personen-Umwelt-Transaktion, die wir uns jetzt anschauen werden.
  • Zum Beispiel die reaktive Personen-Umwelt-Transaktion.
  • Stellen Sie sich vor, Sie sind in der U-Bahn.
  • Das passt jetzt vielleicht ganz gut aufgrund der Zwischenfälle, die es in den letzten Monaten in München gegeben hat.
  • Angenommen, Sie sind aufgrund dieser Zwischenfälle, die es gegeben hat, in dieser aggressiven Übergriffe in U- und S-Bahnen in den letzten Monaten in München.
  • Sie sind sensibilisiert dafür und befürchten, dass es Ihnen auch passieren könnte.
  • Also, Sie gehen vielleicht leicht ängstlich da rein, jetzt in diese öffentlichen Nahverkehrssysteme.
  • Und jemand, wie soll ich sagen, touchiert Sie auf Recht der Beweise.
  • Also, Ihre Umwelt gibt Ihnen diesen, also rempelt Sie an, sagen wir es so.
  • So ist es ganz einfach.
  • Rempelt sie an und Sie interpretieren das als drohenden, aggressiven Übergriff.
  • Und Sie wehren sich und schlagen die Person.
  • So nach dem Motto, fight fire with fire.
  • Angenommen, Sie tun das.
  • Ich weiß nicht, ob Sie das tun würden, aber im Beispiel, um auf die reaktive Transaktion zurückzukommen, das heißt, Sie hätten auf einen Umweltreiz, nämlich den Rempler, den Sie bekommen haben, aggressiv reagiert, weil Sie den Umweltreiz interpretiert haben als potenziellen Übergriff, und Sie sind bereit, den Kampf aufzunehmen und sich zu wehren.
  • Dann hätten Sie auf einen Umweltreiz reagiert, und es ergibt sich eine reaktive Person-Umwelt-Transaktion.
  • Das wäre eine Möglichkeit, wie eine Wechselwirkung zwischen Person und Umwelt zustande kommt.
  • Die nächste wäre eine evokative Person-Umwelt-Transaktion.
  • Beispiel hier.
  • Es gibt Kinder, die in ihren frühen Entwicklungsphasen einfach schwierig sind.
  • Das ist nicht der offizielle Begriff, aber sagen wir mal, erziehungsschwierige Kinder rufen negative Emotionen bei ihren Betreuungspersonen hervor.
  • Das bedeutet, wenn Sie die Betreuungsperson sind, ruft die Schwierigkeit des Kindes bei Ihnen negative Emotionen hervor, und das wiederum steuert oder beeinflusst Ihr Verhalten.
  • Das wäre also die evokative Person-Umwelt-Transaktion.
  • Dann haben wir noch eine weitere, und die proaktive Transaktion wäre zum Beispiel die selektive Partnerwahl.
  • Das heißt, Sie suchen sich diejenige Person aus, mit der Sie zusammen sein möchten, von der Sie glauben, dass es für Sie gut ist.
  • Und Ihr Partner wäre ja in dem Fall auch eine Umweltvariable für Sie.
  • Sie sind ja als Einzelperson hier im Blick.
  • Und wenn Sie sich wählen, beeinflusst das ganz stark Ihre Umwelt.
  • Also hier haben wir eine proaktive Person-Umwelt-Transaktion.
  • Das funktioniert jetzt natürlich nur in Gesellschaften, wo sie eine freie Partnerwahl auch verfügen.
  • Ist klar.
  • Okay, also hier wird die Möglichkeit, wie Personen und Umwelt zusammenwirken, nochmal näher ausdifferenziert.
  • Weil es in diesem dynamisch-interaktionistischen Paradigma um diese Wechselwirkung geht, ist es klug, in Analogie zur Ausdifferenzierung der Umwelt nach Bronfenbrenner jetzt auch die Möglichkeiten, wie Personen und Umwelten in Verbindung treten, über diese drei Arten und Weisen noch weiter auszudifferenzieren.
  • Gut, ich werde jetzt aus zeitlichen Gründen über die Studie von Sammerhoff hinweggehen.
  • Diese wird auch im Asendorf erwähnt.
  • Es geht einfach darum, wie Intelligenz bei Kindern und Umweltrisiken, wie zum Beispiel dem sozioökonomischen Status, zusammenhängen.
  • Die Kinder wurden im Alter von vier Jahren mit ihren Müttern gemeinsam eingeladen, an der Studie teilzunehmen.
  • Und dann, neun Jahre später, als die Kinder mittlerweile 13 Jahre alt waren, wurden diese Variablen gemessen: Intelligenz und Umweltrisiko. Man hat untersucht, wie sie sich entwickeln.
  • Und allein anhand der Aufmachung hier sehen Sie eine Kreuzkorrelation mit Pfadkoeffizienten. Wie es dargestellt ist, erkennen Sie hier.
  • Intelligenz ist offensichtlich eine Personenvariable.
  • Also hier würde P0 stehen und hier P1 im Modell, sowie hier U0 und hier U1.
  • Und da sieht man dann, wie hängt jetzt die Person zum Zeitpunkt 0 zusammen mit dem Umweltrisiko im Zeitpunkt 1 und so weiter.
  • Sie könnten genau die modellhaften Abbildungen über die vier Modelle, die wir besprochen haben, hier auf dieses anwenden.
  • Und hier haben Sie jetzt den Vorteil, Sie können empirisch jetzt die Zusammenhänge quantifizieren.
  • Das genau wurde hier gemacht.
  • Also man kann die Denke des dynamisch-interaktionistischen Paradigmas hier dann quantifizieren über Kreuzkorrelationen und Pfadkoeffizien.
  • Ja, das ist schön.
  • Wenn man die Annahmen, die man macht, auch empirisch fundieren kann.
  • Gut.
  • Methodik.
  • Sie sehen, das Paradigma, das wird Sie nicht wundern, erfordert Längsschnittstudien.
  • Das haben Sie auch eben in der Kreuzkorrelationsstudie gesehen.
  • Ich brauche also mindestens zwei Messzeitpunkte, die idealerweise auch noch ein bisschen auseinanderliegen.
  • Das war in der Studie von Samorov auch gegeben.
  • Allgemein ist es so, das dürften Sie wissen mittlerweile aus den methodischen Veranstaltungen, Längsschnittstudien sind hoch willkommen in der Wissenschaft und erfahren große Anerkennung.
  • Weshalb findet man häufig so wenige?
  • Haben Sie Ideen?
  • Ja, bitte?
  • Aufwand.
  • Es ist sehr viel Aufwand, genau.
  • Sie haben?
  • Ja, ökonomisch.
  • Ökonomisch, ja genau.
  • Sie wissen, es hat, Sie können sich so vorstellen, zu groß angelegten Längsschnittstudien, das können eigentlich nur Profs machen.
  • Ja, wenn Sie in der Wissenschaft vorankommen wollen, dann werden Sie irgendwann Ihr Diplom machen oder, ja, Sie machen doch das Diplom.
  • Irgendwann vielleicht den Master und den Bachelor und irgendwann vielleicht auch mal eine Promotion, wenn Sie noch ein bisschen Forschungsinteresse haben.
  • Und das sind üblicherweise überschaubare Zeiträume.
  • Und der wissenschaftliche Nachwuchs hat üblicherweise keine Dauerstellen.
  • Das heißt, wenn Sie innerhalb einer realistischen Zeit Ihre Promotion machen wollen, sagen wir drei Jahre, dann können Sie natürlich keine Längsschnittstudie über fünf Jahre oder so machen.
  • Sie haben einfach nicht genug Zeit.
  • Das ist neben dem Aufwand auch aus ganz pragmatischen Gründen im wissenschaftlichen Alltag so.
  • Dabei sind die Erkenntnisse aus Längsschnittstudien in der Regel besonders interessant.
  • Aber aufgrund dessen, dass, wie gesagt, zeitliche und finanzielle Beschränkungen bestehen, haben Studien, je länger sie sind, ein großes Problempotenzial.
  • Angenommen, Sie wollen jetzt eine 20 Jahre Längsschnittstudie machen?
  • Bitte?
  • Selektive Dropouts nennt man das.
  • Dass Leute, die zum ersten Messzeitpunkt noch da sind, zum zweiten unauffindbar sind, weil sie verzogen sind, im Ausland leben, ihren Namen geändert haben oder keine Lust mehr haben.
  • Dann haben sie den zweiten Messzeitpunkt nicht mehr, und dann funktioniert diese Längsschnittlogik nicht mehr gut.
  • Sie können viele Variablen nicht kontrollieren.
  • Sie können dann letztlich nur, da gibt es, Sie können dann nur Kohorten vergleichen von Leuten, die in ähnlichen Umwelten ausgesetzt waren, also alle Leute um Jahrgang 1980, alle Leute um Jahrgang 1990, die in Deutschland gelebt haben und so weiter.
  • Es kommen viele Probleme zusätzlich hinzu.
  • Nichtsdestotrotz sind Längsschnittstudien, insbesondere wenn man sie gut macht, in der Regel sehr hoch angesehen, haben potenziell einen hohen Erkenntnisgewinn und sind sehr, sehr wünschenswert.
  • Und das wird in der Denke dieses dynamisch-interaktionistischen Paradigmas gefördert und ganz stark unterstützt.
  • Denn ohne Längsschnitt ist man in diesem Paradigma ja gar nicht unterwegs.
  • Es gibt jetzt Möglichkeiten, den Aufwand zu reduzieren, der mit Längsschnitt einhergeht.
  • Auf die möchte ich im Einzelnen nicht eingehen.
  • Mir reicht zunächst, dass die verinnerlichten Längsschnittstudien nach diesem Paradigma sehr wichtig sind.
  • Also, das heißt, wir betrachten die Grundannahmen und Schwerpunktsetzungen dieses Paradigmas und wagen eine Zusammenfassung.
  • In diesem Modell existieren Erklärungsmodelle, wie sich Eigenschaften langfristig ändern können.
  • Und das hatten wir ja gesagt.
  • Persönlichkeit ist mittelfristig stabil, langfristig veränderbar.
  • So kann ich es auch empirisch fundieren.
  • Potenzielle Persönlichkeitsänderungen beruhen auf Veränderungsprozessen innerhalb der Person, also die Person für sich entwickelt sich weiter, und der Umwelt.
  • Die Umwelt ändert sich auch.
  • Und auf Einflüssen der Umwelt auf die Person und umgekehrt.
  • Das sind diese kreuzenden Linien im Modell.
  • Das heißt, es besteht eine kontinuierliche Wechselwirkung zwischen Person und Umwelt.
  • Und das ist üblicherweise auch das, was man so allgemeingültig oder nicht allgemeingültig, vielleicht nicht, aber was man so intuitiv annehmen würde, wie Personen und Umwelt zueinander im Verhältnis stehen.
  • Das heißt, wir können zusammenfassen, wir haben ein sehr umfassendes Modell.
  • Es ist offen für alle möglichen Einflüsse.
  • Es enthält alle anderen Modelle sozusagen als Spezialfälle.
  • Das haben Sie gesehen.
  • Bei den vier kleinen Modellbildchen, die wir uns angeschaut haben, war das dynamisch-interaktionistische Modell das komplexeste, während die anderen abgespeckte Sonderfälle waren, die nur einen Teil der breiten Perspektive einnehmen, die das dynamisch-interaktionistische Modell bietet.
  • Aber es ist ausgesprochen aufwendig in der Anwendung, über Längsschnittstudien usw., haben wir gesprochen.
  • haben wir gesprochen.
  • Gut.
  • Nächstes Paradigma, nächste Schublade.
  • Hier möchte ich nur überblicksartig darauf eingehen, weil ich weiß, dass Sie das mittlerweile auch in der allgemeinen Zweifel vermittelt bekommen.
  • Kurz zum Überblick.
  • Evolutionspsychologie ist eine stark boomende Teildisziplin der Psychologie und greift jetzt schon in unterschiedliche andere Teildisziplinen ein.
  • Im Prinzip gehört es. Man kann es nicht genau verordnen, aber es gibt mittlerweile schon Lehrbücher zur evolutionären Sozialpsychologie, evolutionären Persönlichkeitspsychologie, um nur einige zu nennen.
  • Es gibt noch weitere.
  • Offensichtlich hat diese Perspektive das Denken stimuliert, auch innerhalb der Psychologie.
  • Und das ist ein interessanter Ansatz.
  • Ich kann Ihnen, wenn Sie Zeit und Lust haben, besuchen Sie doch auch ein Seminar dazu, wo Sie sich vertiefend damit auseinandersetzen können.
  • Ich fand die Erkenntnisse oder die Perspektiven, die da vorgeschlagen werden, äußerst interessant.
  • Es gibt zum Beispiel Mitarbeiter, die untersuchen, weshalb es funktional sein könnte, evolutionär, nach einer nicht verunglückten Schwangerschaft, sondern nach einem …
  • Wie sagt man, wenn man ein Kind verliert, ein Baby verliert?
  • Nach einer Fehlgeburt.
  • Weshalb es sinnvoll ist, dass man danach vielleicht depressiv ist als Frau.
  • Also, als …
  • Mutter im Späti gewesen ist.
  • Was für Vorteile könnte das haben?
  • Also, zunächst denkt man, wieso, das ist doch Blödsinn oder so.
  • Und wenn man sich dann auf das evolutionspsychologische Denken einlässt, dann merkt man, es könnte sinnvolle Gründe geben, aus evolutionären Gründen, dass das dann der Fall ist.
  • Und das tritt ja leider häufig ein.
  • Oder Partnerwahlstrategien werden unter evolutionspsychologischer Sichtweise auch nochmal interessant.
  • Es werden ein paar Klischees zum Beispiel bestätigt.
  • Warum achten Frauen scheinbar bei Männern weniger darauf, ob sie gut aussehen, sondern eher darauf, ob sie potenziell einen hohen Status einnehmen?
  • Ja, Sie denken vielleicht an die Situation, wenn Sie in die 'Bunte' reinschauen, zum Beispiel beim Arzt oder so. Da sieht man dann immer einen älteren Mann mit 70 Jahren, der eine 30-jährige Topmodel-Partnerin an seiner Seite hat, und man fragt sich, was findet sie eigentlich an ihm?
  • Und diese Phänomene lassen sich evolutionspsychologisch recht interessant erklären.
  • Haben Sie schon etwas dazu gehört gehabt?
  • Ja, ne?
  • Ich schaue Ihnen ins Gesicht.
  • Warum sind Menschen oder insbesondere Männer scheinbar so fixiert auf weibliche Schönheit?
  • Das sind so Fragen über Fragen, und das evolutionspsychologische Paradigma hat interessante Einsichten zu bieten.
  • Also, ich werbe grundsätzlich dafür und mache gleichzeitig das Ganze aus Zeitgründen jetzt recht oberflächlich.
  • Also, zunächst zur Begriffsklärung.
  • Wir haben an der Spitze das menschliche Genom, das sich unterteilt auf einer mittleren Hierarchieebene auf die Genebene und darunter auf die Allelebene.
  • Das heißt, die Genom-Ebene ist die Gesamtheit der Gene eines Organismus. Gene gibt es zum Beispiel für die Blutgruppe und Allele sind dann die konkreten Blutgruppen A, B und 0.
  • Das kurz zur Struktur. Sie erinnern sich vielleicht noch aus dem Biologieunterricht daran.
  • Grundannahmen zunächst einmal: Was sagt das Paradigma aus?
  • Es geht immer darum, warum sich Menschen unterscheiden.
  • Und welcher Blickwinkel wird darauf genommen?
  • Es heißt, das heutige Erleben und Verhalten von Menschen ist das Resultat der Evolution.
  • Also, wenn Sie so wollen, das grundlegende menschliche Wesen, falls es so etwas gibt, ist ein Ergebnis der Evolution.
  • Das ist die Grundannahme.
  • Denn andere grundlegende menschliche Erlebens- und Verhaltensweisen sind in den Jahrmillionen der Evolution ausgestorben.
  • Was heute da ist, scheint auf jeden Fall evolutionär mal überlebensfähig gewesen zu sein, sonst wäre es nicht da.
  • Das heißt, wir haben eine genetische Variation zwischen uns durch Mutation und sexuelle Rekombination.
  • Durch die geschlechtliche Fortpflanzung haben wir die Vorteile, also steigt das. Biologen haben herausgefunden, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es eine sehr gute Durchmischung der Gene gibt, steigt.
  • Man kann sie ja auch nicht geschlechtlich fortpflanzen.
  • Aber dadurch werden die Gene gut gemischt, und dadurch filtern sich die Annahmen über die Jahrmillionen heraus, die überlebensfähig sind.
  • Das heißt, die natürliche Selektion hängt vom Reproduktionserfolg der Gene ab.
  • Okay.
  • Gut, das wissen Sie wahrscheinlich noch.
  • Wichtig, kurz zum Überblick.
  • Darauf werden wir noch eingehen, wenn es darum geht, die Baustelle zu erklären, warum wir uns unterscheiden.
  • Wir hatten ja gesagt, dass die Persönlichkeitspsychologie drei große Baustellen hat.
  • Beschreibung von Interindividuellen Unterschieden, Vorhersage, wie sie sich in Zukunft entwickeln werden, und Erklärung, warum wir uns unterscheiden.
  • Und hier sind wir jetzt natürlich in der Erklärungsphase, weil wir hier auf die Genetik Bezug nehmen, und Verhaltensgenetik ist ja die Disziplin, die insbesondere in dieser Phase der Verhaltenserklärung angesiedelt ist.
  • Und aus den Zwillingsstudien, ich hatte erwähnt, dass man mit Zwillingen diese Forschung gut durchführen kann, insbesondere mit Eineiigen, weil, wenn sie sich unterscheiden, das auf die Umwelt zurückzuführen sein muss, da ihre genetische Veranlagung identisch ist.
  • Das heißt, wir vergegenwärtigen uns schon zu diesem Zeitpunkt mal, wie der erwartete genetische Verwandtschaftsgrad bei verschiedenen Verwandtschaftsgraden ausgeprägt ist.
  • Da hatten wir eben schon darüber gesprochen, eineiige Zwillinge 100 Prozent, das ist nichts Neues.
  • Zweieiige Zwillinge 50 Prozent, Geschwister unterschiedlichen Alters 50 Prozent.
  • Also da unterscheiden sie sich nicht von den Zweieiigen Zwillingen.
  • Warum ist es aber trotzdem sinnvoll, sie für diese Forschung zu differenzieren?
  • Bitteschön.
  • Da die zwei eigenen Zwillinge ja gleich alt sind, kann man eher davon ausgehen, dass sie quasi die gleiche Umwelt teilen oder dass sich die Eltern vielleicht ähnlicher verhalten, als wenn die Geschwister z.B. 5 Jahre auseinanderhalten.
  • 5 Jahre auseinanderhalten.
  • Einverstanden, genau.
  • Das ist der Unterschied.
  • Die sind zwar genetisch gleich alt, Entschuldigung, die sind zwar…
  • Ich brauche trinkenden Kaffee, glaube ich, nach der Vorlesung.
  • Die sind zwar genetisch gleich ähnlich, nämlich zu 50 Prozent, aber wenn die zum gleichen Zeitpunkt geboren werden, die Zwillinge, finden sie wahrscheinlich eine ähnlichere Umwelt vor als Zwillinge, die hintereinander zum Beispiel im Abstand von drei Jahren geboren wurden.
  • Also, wie gesagt, ich glaube, das läuft dann auf den Kaffee hinaus.
  • Ich muss jetzt noch ein bisschen kämpfen, um die Konzentration noch ein bisschen zu halten, damit mir keine weiteren Fehler unterlaufen.
  • Ich bitte um Ihre Nachsicht und weisen Sie mich darauf hin, wenn ich mich irren sollte.
  • Halbgeschwister, das leuchtet ein, nur ein gemeinsames Elternteil, 25 Prozent.
  • Großonkel, Enkel 25 Prozent, Tante, Onkel, Neffen, Nichten auch 25 Prozent, Cousins, Cousinen 12,5 Prozent, Partner hoffentlich 0 Prozent, Adoptivgeschwister natürlich auch 0 und Adoptiveltern, Adoptivkinder auch 0.
  • Also das ist eine Tabelle, die ist auch wichtig zum Verständnis später für die Forschung.
  • Schauen Sie sich die deshalb bitte nochmal gut an.
  • Gut, also über die Punkte bin ich so frei hinwegzugehen.
  • Gehen wir gleich dazu.
  • Wie entstehen Persönlichkeitsunterschiede?
  • Also, die entstehen durch Mutation quasi als Nebeneffekt.
  • Das sind jetzt Fachbegriffe durch frequenzabhängige Selektion.
  • Also, es gibt, um es oberflächlich zu sagen, gewisse Merkmale in Populationen. Können Sie es kurz und knackig formulieren?
  • Ich stehe gerade wieder auf dem Schlauch.
  • Frequenzabhängige Selektion.
  • Durch die Häufigkeit der Verteilung von Merkmalen in Populationen wird die Selektion begünstigt.
  • Das ist die Grundidee.
  • Also, wie stark Merkmale verbreitet sind, in einer Population, beeinflusst die Wahrscheinlichkeit, mit der sie weitergegeben werden.
  • Dann gibt es Strategien wie strategische Spezialisierung und konditionale Entwicklungsstrategien.
  • Das hat auch wieder mit diesem Aspekt zu tun.
  • Das heißt, Persönlichkeitsunterschiede beeinflussen andererseits die Evolution, zum Beispiel durch adaptive Persönlichkeitseinschätzung, adaptive Selbstdarstellung und ganz generell diese Vorstellung von dem evolutionären Wettrennen.
  • Gehen wir mal über den Punkt weg.
  • Wir schauen uns gleich die Zusammenfassung an.
  • Das heißt, interindividuelle Differenzen können genetisch sein. Da hatten wir gesagt, durch Mutation und sexuelle Rekombination und umweltbedingt sein durch diese evolvierten psychologischen Mechanismen. Gleichzeitig bildet das, das dürfte Sie nicht weiter überraschen, das evolutionspsychologische Paradigmen eine Brücke zur Evolutionsbiologie.
  • Denn daher kommt die Idee.
  • Das ist eine grundsätzlich biologische Erkenntnis, von der man dann erkannt hat, dass das auch psychologische Implikationen hat.
  • Das Ganze ist aber einzuschätzen als hoch spekulativ, empirisch schlecht überprüfbar, und es gibt eine Beschränkung auf bereichsspezifische Mechanismen.
  • Das sind potenzielle Nachteile.
  • Aber es gibt zum Beispiel Forschung dahingehend, wenn man evolutionspsychologische Forschung betreiben will, dann braucht man gute Datenquellen.
  • Und dann kann man sich überlegen, welche Sachen sind wahrscheinlich gut dokumentiert.
  • Das sind zum Beispiel Mordfälle, also Kapitalverbrechen.
  • Man kann untersuchen, über Jahrzehnte zurück, wenn Menschen morden, wen bringen sie dann am ehesten um?
  • Und da kommt man dann drauf auf Befunde, die die Evolutionspsychologie stützt.
  • Zum Beispiel werden eher Kinder getötet, die mit einem selber keinen genetischen Verwandtheitsgrad aufweisen.
  • Jetzt würden Sie vielleicht denken, oh Gott, wie schrecklich, ist es auch.
  • Aber man findet auf Grundlage dieser …
  • Das wäre ja quasi …
  • Also, evolutionspsychologisches Kuckucksei, ne?
  • Und diese Kinder sind, und da scheint dieser Mechanismus zu greifen, quasi lebengefährlicher als eigene Kinder.
  • Das kann man in Kriminalstatistiken in den USA nachgeschaut finden, als hochsignifikanten Effekt.
  • Und so versucht man diese Dinge, diese Alltagsbefunde, zu überprüfen. Und wie gesagt, man braucht dazu halt gute Datenquellen, die insbesondere bei Kapitalverbrechen vorhanden sind. Dann nimmt man sie her und schaut, ob die Vorhersagen, die man üblicherweise aus evolutionspsychologischer Perspektive treffen würde, bestätigt sind.
  • Das ist natürlich kein Beweis, dass die Annahme stimmt, aber ein weiteres Mosaiksteinchen auf dem Weg dahin, dass man viele unterstützende Befunde findet.
  • Oder Sie können zum Beispiel schauen, wie in dem Beispiel mit den Fehlgeburten.
  • Die sind ja üblicherweise dann auch dokumentiert.
  • In jüngerer Zeit, bei wie vielen Prozent der Fehlgebärenden treten dann Depressionen auf?
  • Dann kann man sich überlegen, warum könnte das sinnvoll sein?
  • Genau, man braucht auf jeden Fall eine gute Datengrundlage.
  • Okay, das ist noch nicht das Ende des Tages, sondern zunächst mal das Ende des evolutionspsychologischen Paradigmas.
  • Und ich wage jetzt schon den Sprung in das Kapitel 3.
  • Vom Asendorf, mit dem wir anfangen müssen.
  • Und das ganze Kapitel ist, und da mache ich kurz das Bild nochmal weg, ein methodisches Kapitel.
  • Das heißt, ich stehe jetzt vor der Herausforderung, Ihnen dieses methodische Kapitel einigermaßen schmackhaft zu machen, aus mehreren Gründen.
  • Wir hatten gesagt, Persönlichkeitspsychologie ist ein Fach, das einige Herausforderungen in sich birgt, unter anderem und ganz besonders deshalb, weil wir mit komplexen Konstrukten arbeiten.
  • Persönlichkeit ist ein sehr komplexes Konstrukt, das ich nur unter Zuhilfenahme eines anspruchsvollen Methodenspektrums gut erfassen kann.
  • Deshalb hatte ich argumentiert, schon im Rahmen dieser Vorlesung vor zwei Wochen, dass Persönlichkeitspsychologen häufig auch die Diagnostik machen, weil sie das gut können und die Persönlichkeitsdiagnostik, will sagen, auch Testexperten sind.
  • Also, die machen das Fach Diagnostik im Hauptstudium häufig.
  • Und sind gleichzeitig Testexperten, weil wir wollen ja Persönlichkeitsunterschiede beschreiben und dann wollen wir sie auch messen. Muss ich, um sie beschreiben zu können, also muss ich auch eine Reihe von Tests haben.
  • Okay, Persönlichkeit ist also ein komplexes Konstrukt, birgt Herausforderungen, und ich brauche dazu Methodik.
  • Das heißt, wenn wir jetzt im weiteren Verlauf des Semesters über persönlichkeitspsychologische Erkenntnisse sprechen wollen, das wollen wir, muss ich ein Minimalverständnis haben, wie das methodisch funktioniert, sonst ist das schwerlich möglich, dass ich das auf einem guten Niveau mache.
  • Das heißt, es ist ziemlich unumgänglich, sich mit den Basics der Messtheorie auseinanderzusetzen, um zu verstehen, was Persönlichkeitspsychologen machen und ob das etwas taugt.
  • Was schade ist, sie studieren Psychologie mit einem gewissen Curriculum.
  • Man muss das Wissen irgendwie aufsplitten.
  • Man muss mal irgendwo anfangen im ersten Semester und mal irgendwo aufhören mit dem Diplom.
  • Gut wäre es, wenn Sie das Methodenwissen en bloc ganz am Anfang hätten.
  • Das lässt sich aber nicht machen, weil dann hätten Sie das erste Semester oder die ersten beiden Semester nur methodische Veranstaltungen und das würde Sie wahrscheinlich auch stark langweilen.
  • Das heißt, üblicherweise gehe ich davon aus, dass Sie jetzt im dritten oder vierten Semester sind, vielleicht sogar manche im zweiten.
  • Wer ist bitte aus dem zweiten Semester?
  • Okay, das sind schon einige.
  • Dass insbesondere Sie noch nicht so ein aufgrund des Curriculums, wie gesagt, noch nicht so ein methodisches, vertieftes Wissen haben können, sodass Ihnen manche Sachen hier schwerfallen.
  • Ich versuche es deshalb möglichst anschaulich und eher oberflächlich zu erklären, dass Sie die Grundidee verstehen und werbe dann dafür, dass Sie die Details dann einfordern bei Ihren Methodendozenten.
  • Also wichtig ist mir hier, dass Sie die Grundideen mitnehmen, damit Sie die Grundideen verstehen für die Forschung und für die Persönlichkeitsfelder, die wir dann nach und in Detail anschauen werden.
  • Aber ohne ein Grundverständnis ist es nicht zu machen.
  • Deshalb muss ich zuerst dieses Grundverständnis versuchen aufzubauen bei den Leuten, die es noch nicht in der Methodenveranstaltung gehört haben.
  • Also, Sie sehen hier, das ist ein bei Studierenden mittlerweile sehr beliebtes Bild aus meiner Vorlesung.
  • Das Bild habe ich auch schon in anderen Kontexten gezeigt, das ist die Insel der Forschung.
  • Das ist immer meine Einleitung zum Thema methodisch-empirische Forschungsmethoden.
  • Also, damit Sie diese Insel der Forschung besser einordnen können, was sie soll, sage ich Ihnen zunächst mal, wo Sie jetzt sind.
  • Sie sind als Forscher, ich betrachte Sie jetzt mal als Forscher. Sie sind als Forscher am Anfang im Meer der Theorie, und Sie beginnen hier, in der Buch der Literatur, genauer gesagt in der Stadt der Hoffnung.
  • Ja, das ist der Ausgangspunkt Ihrer forschenden Tätigkeit.
  • Und auf dieser Forschungsinsel, wo die ganz große Regel heißt: blockiere nicht den Weg der Forschung, weil der Weg an sich schon schwer genug ist und man braucht keine zusätzlichen Blockaden. Nehmen Sie jetzt interessante Pfade mit Ihrer Forschung.
  • Also Sie kommen hier erstmal, das ist an Unis auch sehr beliebt, der Urwald der Autoritäten.
  • Da müssen Sie sich erstmal durchkämpfen.
  • Gehen dann weiter und erkennen dann auf den ersten Bergen die Problemreichweite, kommen dann vorbei an der Spitze des Dogmatismus, sind recht schnell schon auf ihrer noch jungen Reise auf dem Gipfel der Konfusion angelangt, kommen dann hier zu diesem Mount Everest der Hypothesen. Manche steigen dann ganz schnell wieder ab, weil der Pass des Geldes nicht funktioniert. Dann geht es weiter.
  • Sie kommen dann hier.
  • Das ist auch ein Thema.
  • Leider ist die Wand der Langeweile.
  • Die wird von vielen auch nicht überwunden.
  • Geht es weiter.
  • Dann haben Sie irgendwann mal einen Forschungsplan.
  • Dann wird hier empirisch geforscht.
  • Dann brauchen Sie irgendwie ein Tor zur Taktik.
  • Da müssen Sie durch.
  • Taktisch clever müssen Sie auch noch sein, damit Sie beispielsweise Forschungsgelder bekommen.
  • Dann gibt es den Vortest.
  • Dann geht es relativ weiter.
  • Hier ist erst einmal ein trockener Wind.
  • Dann kommt der Wald der Müdigkeit.
  • Das Serendipity-Bergwerk besagt, dass manche einfach kein Glück haben.
  • Dann kommt halt auch nichts heraus.
  • Serendipity bedeutet im Englischen so viel wie glückliche Fügung, wenn Sie so wollen.
  • Deshalb sind hier Würfel.
  • Nach dem Wald der Müdigkeit kommen Sie so langsam hier in die Daten-Codierungsphase rein, gelangen dann in die Schlucht der Verzweiflung.
  • Der 'Wie geht es weiter' Berg vermittelt Ihnen auch keine Perspektive. Sie haben aber mittlerweile jetzt schon Rohdaten. Dann kommen Sie nämlich in den Urwald der Datenanalyse, den Fiebersumpf der Daten. Dann gehen hier manche, gehen hier schon wieder ab von der Insel der Forschung, nämlich im Delta der dreckigen Daten.
  • Ganz einfach deshalb, weil die erhobenen Daten einfach keine Aussagekraft haben. Insofern, da sind schon die ersten Abgänger.
  • Viele verlassen dann auch die Insel der Forschung und kehren nie, nie mehr zurück, weil sie gebrannte Kinder sind.
  • Dann wird es auch nicht besser, wenn man dabei bleibt.
  • Dann kommt der Trümmerhaufen der verworfenen Hypothesen.
  • Der mündet nahtlos in den Wo-bin-ich-Nebel.
  • Und dann gibt es noch eine Kleinigkeit, die ich sehr erwähnenswert finde.
  • Nach dem Wo-Bin-Ich-Nebel, der schon Konfusionen ausgelöst hat, gibt es zwei Möglichkeiten auszusteigen.
  • Das eine ist die Bucht des Müßigganges, die ist sehr beliebt.
  • Und das andere ist die Insel Alwissend.
  • Auf der Insel Alwissend findet man gelegentlich Eremiten.
  • Also, die ist immer nur mit einer Person besetzt, die Insel Alwissend.
  • Die Insel Alwissend weist also diese scheinbar gebildeten Eremiten auf, die gerne den ganzen Tag in den Spiegel schauen.
  • Ja?
  • Welche Art von Persönlichkeitsstörung wird hier wohl auf die Schippe genommen?
  • Narzissmus, ja, genau, da kommen wir auch noch dazu.
  • Okay, es gibt dann. Aber Sie sehen hier, das sind Leute, die haben zu dem Rest der Insel keinen direkten Kontakt mehr und sie sind auch ziemlich allein auf weiter Flur.
  • Finden sich aber selber so klasse.
  • Ja, also das ist, das geht in die Richtung Persönlichkeitsstörung.
  • Da werden wir auch noch darüber sprechen.
  • Okay, die anderen, die dabei bleiben, die nicht abgegangen sind auf die, in die Bucht des Mühles, oder das ist auch noch sehr beliebt, die Verwaltungsinsel.
  • Das findet man, das ist auch noch eine Option, wie man sich aus dem, aus der Mühle der Insel der Forschung verabschieden kann, die Verwaltungsinsel.
  • Ja, Sie können irgendwie sagen, ich nehme eine Stelle an innerhalb der Uni, die stärker mit Verwaltung betraut ist.
  • Okay, wenn Sie dabei bleiben, kommt die große geldlose Wüste.
  • Sie haben aber hier schon die Möglichkeit, ein unentdecktes Neuland zu berühren.
  • Das ist ja eigentlich das, was Sie wollten.
  • Sie haben also Erkenntnisse gesammelt und kommen dann zur Ebene des Berichtschreibens.
  • Sie gelangen über den Pfad der Niederschrift in das Delta der Verleger. Wenn sie ein gutes Manuskript vorlegen, kommen sie dorthin, sonst landen sie im Sumpf der verlorenen Manuskripte und eventuell wieder im Meer der Theorie, und das Abenteuer beginnt von vorne.
  • Also an diesem Ablauf des Forschungsprozesses bin ich fasziniert, weil er mehr Wahrheit beinhaltet, als man zunächst annehmen mag.
  • Und um das konkret zu verorten, wo wir uns jetzt bewegen, in dem Teil des Asendorfes, den ich Ihnen jetzt präsentieren möchte, möchte ich sagen, wir sind in erster Linie hier oben.
  • Bei dem Urwald der Datenanalyse, Fieber, Sumpf der Daten, Delta der dreckigen Daten, Trümmerhaufen der verworfenen Hypothesen.
  • In diesem Bereich des Forschungsprozesses und mit den genannten Forschungsinstrumenten sind wir hauptsächlich tätig und ich möchte das genauer mit Ihnen beleuchten, immer mit Fokus auf persönlichkeitspsychologische Bedürfnisse.
  • Gut, das überspringe ich mal.
  • Zunächst gebe ich Ihnen ein paar Definitionen.
  • Was ist ein Persönlichkeitstest?
  • Weil Persönlichkeitspsychologen Persönlichkeit häufig mit Tests messen.
  • Also zur Begriffsklärung, was ist ein Test?
  • Nach dem Herrn Lienert, einem ganz herausragenden methodischen Forscher, ist ein Test so zu definieren, nämlich ein wissenschaftliches Routineverfahren zur Untersuchung eines oder mehrerer empirisch abgrenzbarer Persönlichkeitsmerkmale, siehe da, wie eben gesagt, mit dem Ziel einer möglichst quantitativen Aussage über den relativen Grad der individuellen Merkmalsausprägung.
  • Ja, das hat er schön gesagt.
  • Also nehmen wir zum Beispiel, es gibt, wir postulieren die Persönlichkeitsdimension Extraversion, dann möchten wir wissen, okay, wie ist quantitativ der relative Grad, den die Person XY auf dieser Dimension hat.
  • Und wenn das ein Test kann und das am besten noch in valider Weise, dann funktioniert er gut.
  • Zweites Beispiel von Herrn Kerlinger, auch ein herausragender empirischer Sozialforscher, der hat es noch ein bisschen präzisiert.
  • Ein Test ist ein systematisches Verfahren, mit dem einem Probanden konstruierte Stimuli vorgegeben werden, auf die er oder sie reagiert.
  • Wie können diese Stimuli aussehen?
  • Zum Beispiel so.
  • Ich zeige es Ihnen mal.
  • Nein, es funktioniert nicht.
  • Es kommt zu einem späteren Zeitpunkt.
  • Entschuldigung, das hat nicht funktioniert.
  • Wir gehen zurück zu der Definition.
  • Ich zeige Ihnen nachher, wie Stimuli noch aussehen können.
  • Vorgegeben werden, auf die er oder sie reagiert.
  • Aufgrund dieser Reaktion auf den Stimulus kann der Testanwender dem Probanden Zahlen zuordnen, von denen er auf das Vorhandensein und die relative Merkmalsausprägung schließt.
  • Das heißt, Stimuli werden vorgegeben, zum Beispiel das Item: 'Ich gehe gerne auf Partys.'
  • Antwortmodus: Stimme zu, stimme nicht zu, beispielsweise ganz einfach.
  • Der Stimulus lautet also: 'Ich gehe gerne auf Partys.'
  • Das ist der Stimulus, dem ich als Testperson ausgesetzt werde.
  • Ich reagiere in bestimmter Art und Weise und kreuzte beispielsweise 'Ja' an.
  • Das heißt, ich habe auf den Stimulus reagiert.
  • Und aus der Reaktion, nämlich dem Kreuzchen bei 'Ja', schließen Sie etwas über meine Persönlichkeitsausprägung.
  • Ja, in der Dimension.
  • Also die Persönlichkeitsausprägung ordne ich danach als Zahlen zu.
  • Und von denen schließe ich auf das Vorhandensein und die relative Merkmalsausprägung.
  • Warum differenziert er in Vorhandensein und relative Merkmalsausprägung?
  • Es kann auch sein, dass ich jetzt beispielsweise einen Flugangsttest ausfülle, und da kommt bei mir immer raus, nee, nee, nee, ist nicht der Fall, nicht der Fall, nicht der Fall.
  • Dann ist das Merkmal bei mir gar nicht vorhanden.
  • Das muss ja nicht vorhanden sein.
  • Wohingegen bei einem Merkmal, das alle Personen aufweisen, zum Beispiel Intelligenz in irgendeiner Art und Weise, da kann man gleich die Merkmalsausprägung diagnostizieren und muss nicht erst überprüfen, ist die überhaupt da oder ist sie nicht da.
  • Deswegen ist diese Trennung in Vorhandensein und die relative Merkmalsausprägung eine differenzierte Betrachtungsweise, die er noch mit reingenommen hat.
  • Genau, also was heißt testen?
  • Vorsicht vor Verwirrung durch diverse andere Bedeutungen des Begriffs Test.
  • Also testen kann ich auch den Vorgang der Durchführung der Untersuchung selbst, also das Testen. Will sagen, die Testanwendung und Auswertung bezeichnen.
  • Ein Test wird häufig auch genannt, zum Beispiel der T-Test. Das ist nichts anderes als ein mathematisch-statistisches Prüfverfahren, das meine ich hier auch nicht.
  • Und die Gesamtheit der zur Durchführung eines Testverfahrens notwendigen Requisiten, zum Beispiel den Testkoffer, das Manual, die Fragebögen, hatte ich Ihnen ja auch schon mal präsentiert, kann man auch als Test bezeichnen.
  • Das ist jetzt auch nicht gemeint.
  • Und der Hypothesentest ist auch nicht gemeint.
  • Und was gemeint ist mit dem Begriff Test in dem Sinne, wie es die Persönlichkeitspsychologen verwenden, das erzähle ich Ihnen beim nächsten Mal und wünsche Ihnen bis dahin eine schöne Woche.